flösst, dass in dieser gährenden Masse, statt aller Belehrung für den Menschenforscher, nur Ekel und Unmuth zu gewinnen sei, und wir beneideten diejenigen nicht, die, um den Kreis ihres Wissens zu erweitern, (mit einem apokalyptischen Ausdruck) des Satans Tiefen ergründen mögen. Wenn in irgend einem Lande der Geist der Zwietracht aus¬ gebrochen ist, dann richtet die Vernunft, ohne alles Ansehen der Person, nach ihren ewig unumstösslichen Gesetzen, auf wessen Seite Recht, und was die gute Sache sei; es darf sie dann nicht irre machen, dass die erhitzten Parteien gemeiniglich ein verzerrtes Bild des moralischen Charakters ihrer Geg¬ ner mit ihren Gründen zugleich in ihre Schale werfen. Auf einem weit grösseren Schauplatz, im aufgeklärten Frankreich selbst, ist dieser schlaue Unterschleif nicht immer vermeidlich, obwohl auch dort die schein¬
Z 4
flöſst, daſs in dieser gährenden Masse, statt aller Belehrung für den Menschenforscher, nur Ekel und Unmuth zu gewinnen sei, und wir beneideten diejenigen nicht, die, um den Kreis ihres Wissens zu erweitern, (mit einem apokalyptischen Ausdruck) des Satans Tiefen ergründen mögen. Wenn in irgend einem Lande der Geist der Zwietracht aus¬ gebrochen ist, dann richtet die Vernunft, ohne alles Ansehen der Person, nach ihren ewig unumstöſslichen Gesetzen, auf wessen Seite Recht, und was die gute Sache sei; es darf sie dann nicht irre machen, daſs die erhitzten Parteien gemeiniglich ein verzerrtes Bild des moralischen Charakters ihrer Geg¬ ner mit ihren Gründen zugleich in ihre Schale werfen. Auf einem weit gröſseren Schauplatz, im aufgeklärten Frankreich selbst, ist dieser schlaue Unterschleif nicht immer vermeidlich, obwohl auch dort die schein¬
Z 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0365"n="359"/>
flöſst, daſs in dieser gährenden Masse, statt<lb/>
aller Belehrung für den Menschenforscher,<lb/>
nur Ekel und Unmuth zu gewinnen sei, und<lb/>
wir beneideten diejenigen nicht, die, um<lb/>
den Kreis ihres Wissens zu erweitern, (mit<lb/>
einem apokalyptischen Ausdruck) des Satans<lb/>
Tiefen ergründen mögen. Wenn in irgend<lb/>
einem Lande der Geist der Zwietracht aus¬<lb/>
gebrochen ist, dann richtet die Vernunft,<lb/>
ohne alles Ansehen der Person, nach ihren<lb/>
ewig unumstöſslichen Gesetzen, auf wessen<lb/>
Seite Recht, und was die gute Sache sei;<lb/>
es darf sie dann nicht irre machen, daſs die<lb/>
erhitzten Parteien gemeiniglich ein verzerrtes<lb/>
Bild des moralischen Charakters ihrer Geg¬<lb/>
ner mit ihren Gründen zugleich in ihre<lb/>
Schale werfen. Auf einem weit gröſseren<lb/>
Schauplatz, im aufgeklärten Frankreich selbst,<lb/>
ist dieser schlaue Unterschleif nicht immer<lb/>
vermeidlich, obwohl auch dort die schein¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 4<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[359/0365]
flöſst, daſs in dieser gährenden Masse, statt
aller Belehrung für den Menschenforscher,
nur Ekel und Unmuth zu gewinnen sei, und
wir beneideten diejenigen nicht, die, um
den Kreis ihres Wissens zu erweitern, (mit
einem apokalyptischen Ausdruck) des Satans
Tiefen ergründen mögen. Wenn in irgend
einem Lande der Geist der Zwietracht aus¬
gebrochen ist, dann richtet die Vernunft,
ohne alles Ansehen der Person, nach ihren
ewig unumstöſslichen Gesetzen, auf wessen
Seite Recht, und was die gute Sache sei;
es darf sie dann nicht irre machen, daſs die
erhitzten Parteien gemeiniglich ein verzerrtes
Bild des moralischen Charakters ihrer Geg¬
ner mit ihren Gründen zugleich in ihre
Schale werfen. Auf einem weit gröſseren
Schauplatz, im aufgeklärten Frankreich selbst,
ist dieser schlaue Unterschleif nicht immer
vermeidlich, obwohl auch dort die schein¬
Z 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/365>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.