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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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rern dieser Mysterien? Haben jene den fei¬
nen Sinn nicht mitgebracht, der zu einer
solchen Behandlung nöthig ist? oder haben
diese den Gegenständen eine so plumpe Ein¬
kleidung gegeben, dass jedes Bemühen der
Kunst daran scheitern muss? Bloss in dieser
einen Kathedralkirche habe ich zweimal die
Visitation der Jungfrau durch einen unver¬
schämten Fingerzeig der alten Elisabeth be¬
zeichnet gesehen, und eins von diesen saube¬
ren Stücken war übrigens ein gutes Bild von
Rubens. O der Niederländischen Feinheit!

Hier breche ich ab. Es giebt noch unzäh¬
lige Gemälde, sowohl in Kirchen als in Pri¬
vatsammlungen, wovon ich nichts gesagt, es
giebt sogar viele, die ich nicht gesehen habe.
Allein von dieser Probe lässt sich ein allge¬
meines Urtheil über den Geist und Geschmack
der Flämischen Schule abstrahiren.


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rern dieser Mysterien? Haben jene den fei¬
nen Sinn nicht mitgebracht, der zu einer
solchen Behandlung nöthig ist? oder haben
diese den Gegenständen eine so plumpe Ein¬
kleidung gegeben, daſs jedes Bemühen der
Kunst daran scheitern muſs? Bloſs in dieser
einen Kathedralkirche habe ich zweimal die
Visitation der Jungfrau durch einen unver¬
schämten Fingerzeig der alten Elisabeth be¬
zeichnet gesehen, und eins von diesen saube¬
ren Stücken war übrigens ein gutes Bild von
Rubens. O der Niederländischen Feinheit!

Hier breche ich ab. Es giebt noch unzäh¬
lige Gemälde, sowohl in Kirchen als in Pri¬
vatsammlungen, wovon ich nichts gesagt, es
giebt sogar viele, die ich nicht gesehen habe.
Allein von dieser Probe läſst sich ein allge¬
meines Urtheil über den Geist und Geschmack
der Flämischen Schule abstrahiren.


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[345/0351] rern dieser Mysterien? Haben jene den fei¬ nen Sinn nicht mitgebracht, der zu einer solchen Behandlung nöthig ist? oder haben diese den Gegenständen eine so plumpe Ein¬ kleidung gegeben, daſs jedes Bemühen der Kunst daran scheitern muſs? Bloſs in dieser einen Kathedralkirche habe ich zweimal die Visitation der Jungfrau durch einen unver¬ schämten Fingerzeig der alten Elisabeth be¬ zeichnet gesehen, und eins von diesen saube¬ ren Stücken war übrigens ein gutes Bild von Rubens. O der Niederländischen Feinheit! Hier breche ich ab. Es giebt noch unzäh¬ lige Gemälde, sowohl in Kirchen als in Pri¬ vatsammlungen, wovon ich nichts gesagt, es giebt sogar viele, die ich nicht gesehen habe. Allein von dieser Probe läſst sich ein allge¬ meines Urtheil über den Geist und Geschmack der Flämischen Schule abstrahiren. Y 5

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/351>, abgerufen am 22.11.2024.