Johannes sind wahrhafte Italienische Studien oder Reminiscenzen; bei dieser edleren Na¬ tur wird man den Übelstand kaum gewahr, dass Petrus, zu oberst auf dem Kreuze, im Eifer seiner Geschäftigkeit, den Zipfel des Tuches, worin der Leichnam ruht, in seinen Zähnen hält. Vielleicht ist die kalte Be¬ wunderung, die der Anblick dieses Bildes mir abnöthigte, ein grösseres Lob für den Künstler, als der Enthusiasmus, der darüber bei andern durch Nebenideen entstehen kann. Der Begrif des Erbaulichen darf schlechter dings bei der Beurtheilung eines Kunstwer¬ kes von keinem Gewichte seyn. Vergisst man aber einen Augenblick die Beziehung des vorgestellten Gegenstandes auf die Reli¬ gion, so wird man mir zugeben müssen, dass die Wahl nicht übler hätte getroffen werden können. Die Hauptfigur ist ein todter Leich¬ nam, und die Verzerrung seiner Glieder, die
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Johannes sind wahrhafte Italienische Studien oder Reminiscenzen; bei dieser edleren Na¬ tur wird man den Übelstand kaum gewahr, daſs Petrus, zu oberst auf dem Kreuze, im Eifer seiner Geschäftigkeit, den Zipfel des Tuches, worin der Leichnam ruht, in seinen Zähnen hält. Vielleicht ist die kalte Be¬ wunderung, die der Anblick dieses Bildes mir abnöthigte, ein gröſseres Lob für den Künstler, als der Enthusiasmus, der darüber bei andern durch Nebenideen entstehen kann. Der Begrif des Erbaulichen darf schlechter dings bei der Beurtheilung eines Kunstwer¬ kes von keinem Gewichte seyn. Vergiſst man aber einen Augenblick die Beziehung des vorgestellten Gegenstandes auf die Reli¬ gion, so wird man mir zugeben müssen, daſs die Wahl nicht übler hätte getroffen werden können. Die Hauptfigur ist ein todter Leich¬ nam, und die Verzerrung seiner Glieder, die
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Johannes sind wahrhafte Italienische Studien
oder Reminiscenzen; bei dieser edleren Na¬
tur wird man den Übelstand kaum gewahr,
daſs Petrus, zu oberst auf dem Kreuze, im
Eifer seiner Geschäftigkeit, den Zipfel des
Tuches, worin der Leichnam ruht, in seinen
Zähnen hält. Vielleicht ist die kalte Be¬
wunderung, die der Anblick dieses Bildes
mir abnöthigte, ein gröſseres Lob für den
Künstler, als der Enthusiasmus, der darüber
bei andern durch Nebenideen entstehen kann.
Der Begrif des Erbaulichen darf schlechter
dings bei der Beurtheilung eines Kunstwer¬
kes von keinem Gewichte seyn. Vergiſst
man aber einen Augenblick die Beziehung
des vorgestellten Gegenstandes auf die Reli¬
gion, so wird man mir zugeben müssen, daſs
die Wahl nicht übler hätte getroffen werden
können. Die Hauptfigur ist ein todter Leich¬
nam, und die Verzerrung seiner Glieder, die
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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