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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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gen konnte, gänzlich fremd. Kein Nieder¬
länder konnte den weiblichen Körper so
denken, denn keine Niederländerin war je
so gebaut; in meinem Leben sah ich nichts
Schöneres als diese unbegreifliche Leda, bei
einer so gewaltigen Figur; so denke ich mir
die Gespielin eines Gottes. Der unselige
Firniss hätte uns diesmal unwillig machen
können; gern hätten wir uns die etwas
schwärzeren Schatten gefallen lassen, und
der Schnee des Schwans wäre uns weiss ge¬
nug geblieben, hätte man nur dem elastischen
Leben dieses Wunderwerkes seine ursprüng¬
liche Weiche und den reinen Ton der Ti¬
zianischen Carnationen gelassen. Eine an¬
dere Unvollkommenheit musste mich über
diese ästhetische Sünde trösten: der hässliche
Kopf von widriger, zurückstossender Gemein¬
heit; derselbe, den wir schon in Brüssel an
Tizians Danae so abscheulich gefunden hat¬

gen konnte, gänzlich fremd. Kein Nieder¬
länder konnte den weiblichen Körper so
denken, denn keine Niederländerin war je
so gebaut; in meinem Leben sah ich nichts
Schöneres als diese unbegreifliche Leda, bei
einer so gewaltigen Figur; so denke ich mir
die Gespielin eines Gottes. Der unselige
Firniſs hätte uns diesmal unwillig machen
können; gern hätten wir uns die etwas
schwärzeren Schatten gefallen lassen, und
der Schnee des Schwans wäre uns weiſs ge¬
nug geblieben, hätte man nur dem elastischen
Leben dieses Wunderwerkes seine ursprüng¬
liche Weiche und den reinen Ton der Ti¬
zianischen Carnationen gelassen. Eine an¬
dere Unvollkommenheit muſste mich über
diese ästhetische Sünde trösten: der häſsliche
Kopf von widriger, zurückstoſsender Gemein¬
heit; derselbe, den wir schon in Brüssel an
Tizians Danae so abscheulich gefunden hat¬

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[328/0334] gen konnte, gänzlich fremd. Kein Nieder¬ länder konnte den weiblichen Körper so denken, denn keine Niederländerin war je so gebaut; in meinem Leben sah ich nichts Schöneres als diese unbegreifliche Leda, bei einer so gewaltigen Figur; so denke ich mir die Gespielin eines Gottes. Der unselige Firniſs hätte uns diesmal unwillig machen können; gern hätten wir uns die etwas schwärzeren Schatten gefallen lassen, und der Schnee des Schwans wäre uns weiſs ge¬ nug geblieben, hätte man nur dem elastischen Leben dieses Wunderwerkes seine ursprüng¬ liche Weiche und den reinen Ton der Ti¬ zianischen Carnationen gelassen. Eine an¬ dere Unvollkommenheit muſste mich über diese ästhetische Sünde trösten: der häſsliche Kopf von widriger, zurückstoſsender Gemein¬ heit; derselbe, den wir schon in Brüssel an Tizians Danae so abscheulich gefunden hat¬

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/334>, abgerufen am 25.11.2024.