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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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ächten Atlas. Wie gefährlich hätte der
Künstler mit diesem Talent zum Nachahmen
seinen berühmtesten Mitbrüdern werden kön¬
nen, wenn er es auf edlere Gegenstände an¬
gewendet hätte! Allein das Schicksal, wel¬
ches ihm diesen beneidenswerthen Pinsel
verlieh, fesselte seine Einbildungskraft an ei¬
nen Kleiderschrank, oder legte den maleri¬
schen Bildungstrieb in die Seele eines Schnei¬
ders. -- Die Kenner sagen, dass die Hol¬
ländische Schule keinen grösseren Künstler
als Franz Miris, den ältern, hervorgebracht
hat. Ein altes Weib mit einer halb ausge¬
leerten Weinflasche rühmte hier die Kunst¬
erfahrenheit dieses Meisters. Man könnte an
diesem Bilde die Transsubstantiation ad ocu¬
lum demonstriren und im Gesicht der Alten
genau angeben, wohin der fehlende Wein aus
der Flasche gekommen sei. Die grösste Em¬
pfänglichkeit, verbunden mit dem seltensten

ächten Atlas. Wie gefährlich hätte der
Künstler mit diesem Talent zum Nachahmen
seinen berühmtesten Mitbrüdern werden kön¬
nen, wenn er es auf edlere Gegenstände an¬
gewendet hätte! Allein das Schicksal, wel¬
ches ihm diesen beneidenswerthen Pinsel
verlieh, fesselte seine Einbildungskraft an ei¬
nen Kleiderschrank, oder legte den maleri¬
schen Bildungstrieb in die Seele eines Schnei¬
ders. — Die Kenner sagen, daſs die Hol¬
ländische Schule keinen gröſseren Künstler
als Franz Miris, den ältern, hervorgebracht
hat. Ein altes Weib mit einer halb ausge¬
leerten Weinflasche rühmte hier die Kunst¬
erfahrenheit dieses Meisters. Man könnte an
diesem Bilde die Transsubstantiation ad ocu¬
lum demonstriren und im Gesicht der Alten
genau angeben, wohin der fehlende Wein aus
der Flasche gekommen sei. Die gröſste Em¬
pfänglichkeit, verbunden mit dem seltensten

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[312/0318] ächten Atlas. Wie gefährlich hätte der Künstler mit diesem Talent zum Nachahmen seinen berühmtesten Mitbrüdern werden kön¬ nen, wenn er es auf edlere Gegenstände an¬ gewendet hätte! Allein das Schicksal, wel¬ ches ihm diesen beneidenswerthen Pinsel verlieh, fesselte seine Einbildungskraft an ei¬ nen Kleiderschrank, oder legte den maleri¬ schen Bildungstrieb in die Seele eines Schnei¬ ders. — Die Kenner sagen, daſs die Hol¬ ländische Schule keinen gröſseren Künstler als Franz Miris, den ältern, hervorgebracht hat. Ein altes Weib mit einer halb ausge¬ leerten Weinflasche rühmte hier die Kunst¬ erfahrenheit dieses Meisters. Man könnte an diesem Bilde die Transsubstantiation ad ocu¬ lum demonstriren und im Gesicht der Alten genau angeben, wohin der fehlende Wein aus der Flasche gekommen sei. Die gröſste Em¬ pfänglichkeit, verbunden mit dem seltensten

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/318>, abgerufen am 22.11.2024.