Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Schönheit der Bilder abgewinnen. Man be¬
greift, wie diese Eigenschaften das einfache
Hirtenlied, die Klagen und das Frohlocken
der Liebe, den wilden Schlachtgesang, das
Skolion beim Freudenmale und den rauschen¬
den Götterhymnus eines Halbwilden bezeich¬
nen können; denn sie gehen aus der schöp¬
ferischen Energie des Menschen unmittelbar
hervor und sind unabhängig von dem Vehi¬
kel ihrer Mittheilung, der mehr oder minder
gebildeten Sprache. Spröder ist der todte,
körperliche Stoff, welchen der bildende
Künstler ausser sich selbst suchen muss, um
seine Einbildungskraft daran zu offenbaren.
Statt des conventionellen Zeichens, des leicht
hervorzubringenden Tones, muss er die Sa¬
che selbst, die er sich denkt, den Sinnen so
darzustellen suchen, wie sie sich im Raum
geberdet, und hiermit werden alle Einschrän¬
kungen seiner Kunst offenbar. Die mecha¬

nischen

Schönheit der Bilder abgewinnen. Man be¬
greift, wie diese Eigenschaften das einfache
Hirtenlied, die Klagen und das Frohlocken
der Liebe, den wilden Schlachtgesang, das
Skolion beim Freudenmale und den rauschen¬
den Götterhymnus eines Halbwilden bezeich¬
nen können; denn sie gehen aus der schöp¬
ferischen Energie des Menschen unmittelbar
hervor und sind unabhängig von dem Vehi¬
kel ihrer Mittheilung, der mehr oder minder
gebildeten Sprache. Spröder ist der todte,
körperliche Stoff, welchen der bildende
Künstler auſser sich selbst suchen muſs, um
seine Einbildungskraft daran zu offenbaren.
Statt des conventionellen Zeichens, des leicht
hervorzubringenden Tones, muſs er die Sa¬
che selbst, die er sich denkt, den Sinnen so
darzustellen suchen, wie sie sich im Raum
geberdet, und hiermit werden alle Einschrän¬
kungen seiner Kunst offenbar. Die mecha¬

nischen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0310" n="304"/>
Schönheit der Bilder abgewinnen. Man be¬<lb/>
greift, wie diese Eigenschaften das einfache<lb/>
Hirtenlied, die Klagen und das Frohlocken<lb/>
der Liebe, den wilden Schlachtgesang, das<lb/>
Skolion beim Freudenmale und den rauschen¬<lb/>
den Götterhymnus eines Halbwilden bezeich¬<lb/>
nen können; denn sie gehen aus der schöp¬<lb/>
ferischen Energie des Menschen unmittelbar<lb/>
hervor und sind unabhängig von dem Vehi¬<lb/>
kel ihrer Mittheilung, der mehr oder minder<lb/>
gebildeten Sprache. Spröder ist der todte,<lb/>
körperliche Stoff, welchen der bildende<lb/>
Künstler au&#x017F;ser sich selbst suchen mu&#x017F;s, um<lb/>
seine Einbildungskraft daran zu offenbaren.<lb/>
Statt des conventionellen Zeichens, des leicht<lb/>
hervorzubringenden Tones, mu&#x017F;s er die Sa¬<lb/>
che selbst, die er sich denkt, den Sinnen so<lb/>
darzustellen suchen, wie sie sich im Raum<lb/>
geberdet, und hiermit werden alle Einschrän¬<lb/>
kungen seiner Kunst offenbar. Die mecha¬<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nischen<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0310] Schönheit der Bilder abgewinnen. Man be¬ greift, wie diese Eigenschaften das einfache Hirtenlied, die Klagen und das Frohlocken der Liebe, den wilden Schlachtgesang, das Skolion beim Freudenmale und den rauschen¬ den Götterhymnus eines Halbwilden bezeich¬ nen können; denn sie gehen aus der schöp¬ ferischen Energie des Menschen unmittelbar hervor und sind unabhängig von dem Vehi¬ kel ihrer Mittheilung, der mehr oder minder gebildeten Sprache. Spröder ist der todte, körperliche Stoff, welchen der bildende Künstler auſser sich selbst suchen muſs, um seine Einbildungskraft daran zu offenbaren. Statt des conventionellen Zeichens, des leicht hervorzubringenden Tones, muſs er die Sa¬ che selbst, die er sich denkt, den Sinnen so darzustellen suchen, wie sie sich im Raum geberdet, und hiermit werden alle Einschrän¬ kungen seiner Kunst offenbar. Die mecha¬ nischen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/310
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/310>, abgerufen am 25.11.2024.