Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

ten in seiner Laufbahn aufgehalten und in
die Klasse der Mittelmässigkeit geworfen oder
gar vom rechten Ziel der Kunst entfernt hat,
so bleibt es doch auch unbestritten, dass mit
Ölfarben manches unnachahmliche Bild auf
die Leinwand hingezaubert worden ist, des¬
sen Schönheiten bei jeder andern Behandlung
verloren gegangen wären. Am Kolorit, als
solchem, ist freilich so viel nicht gelegen;
aber durch die Verschmelzung der Farben¬
schattirungen, welche nur ihre Vermischung
mit Öl möglich machte, sind feine Nüancen
des Ausdrucks erreicht worden, wodurch die
Kunst selbst an Würde gewonnen hat und
für den Psychologen lehrreich geworden ist.

Der Wunsch, in den übrigen Kirchen,
Klöstern, Prälaturen, auf dem Rathhause und
in den Privatsammlungen zu Gent den Denk¬
mälern der Flämischen Kunstepoche nachzu¬
spüren, musste für itzt der Nothwendigkeit

II. Theil. T

ten in seiner Laufbahn aufgehalten und in
die Klasse der Mittelmäſsigkeit geworfen oder
gar vom rechten Ziel der Kunst entfernt hat,
so bleibt es doch auch unbestritten, daſs mit
Ölfarben manches unnachahmliche Bild auf
die Leinwand hingezaubert worden ist, des¬
sen Schönheiten bei jeder andern Behandlung
verloren gegangen wären. Am Kolorit, als
solchem, ist freilich so viel nicht gelegen;
aber durch die Verschmelzung der Farben¬
schattirungen, welche nur ihre Vermischung
mit Öl möglich machte, sind feine Nüancen
des Ausdrucks erreicht worden, wodurch die
Kunst selbst an Würde gewonnen hat und
für den Psychologen lehrreich geworden ist.

Der Wunsch, in den übrigen Kirchen,
Klöstern, Prälaturen, auf dem Rathhause und
in den Privatsammlungen zu Gent den Denk¬
mälern der Flämischen Kunstepoche nachzu¬
spüren, muſste für itzt der Nothwendigkeit

II. Theil. T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0295" n="289"/>
ten in seiner Laufbahn aufgehalten und in<lb/>
die Klasse der Mittelmä&#x017F;sigkeit geworfen oder<lb/>
gar vom rechten Ziel der Kunst entfernt hat,<lb/>
so bleibt es doch auch unbestritten, da&#x017F;s mit<lb/>
Ölfarben manches unnachahmliche Bild auf<lb/>
die Leinwand hingezaubert worden ist, des¬<lb/>
sen Schönheiten bei jeder andern Behandlung<lb/>
verloren gegangen wären. Am Kolorit, als<lb/>
solchem, ist freilich so viel nicht gelegen;<lb/>
aber durch die Verschmelzung der Farben¬<lb/>
schattirungen, welche nur ihre Vermischung<lb/>
mit Öl möglich machte, sind feine Nüancen<lb/>
des Ausdrucks erreicht worden, wodurch die<lb/>
Kunst selbst an Würde gewonnen hat und<lb/>
für den Psychologen lehrreich geworden ist.</p><lb/>
          <p>Der Wunsch, in den übrigen Kirchen,<lb/>
Klöstern, Prälaturen, auf dem Rathhause und<lb/>
in den Privatsammlungen zu Gent den Denk¬<lb/>
mälern der Flämischen Kunstepoche nachzu¬<lb/>
spüren, mu&#x017F;ste für itzt der Nothwendigkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">II. <hi rendition="#g">Theil</hi>. T<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0295] ten in seiner Laufbahn aufgehalten und in die Klasse der Mittelmäſsigkeit geworfen oder gar vom rechten Ziel der Kunst entfernt hat, so bleibt es doch auch unbestritten, daſs mit Ölfarben manches unnachahmliche Bild auf die Leinwand hingezaubert worden ist, des¬ sen Schönheiten bei jeder andern Behandlung verloren gegangen wären. Am Kolorit, als solchem, ist freilich so viel nicht gelegen; aber durch die Verschmelzung der Farben¬ schattirungen, welche nur ihre Vermischung mit Öl möglich machte, sind feine Nüancen des Ausdrucks erreicht worden, wodurch die Kunst selbst an Würde gewonnen hat und für den Psychologen lehrreich geworden ist. Der Wunsch, in den übrigen Kirchen, Klöstern, Prälaturen, auf dem Rathhause und in den Privatsammlungen zu Gent den Denk¬ mälern der Flämischen Kunstepoche nachzu¬ spüren, muſste für itzt der Nothwendigkeit II. Theil. T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/295
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/295>, abgerufen am 22.11.2024.