zwanzigsten September 1787 so glücklich ver¬ hütet hatte, wollte jetzt der Erfinder dieses grausamen Anschlags mit Gent wirklich be¬ ginnen. Es war nicht etwa ein zügelloser Pöbel, wie der Parisische, der sich einen Augenblick vergass und an einzelnen Opfern die tausendjährige Schuld seiner Unterdrücker rächte; Deutsche Soldaten, denen die Flam¬ mänder noch vor kurzem die gastfreieste Pflege hatten angedeihen lassen, wurden hier von ihren Officieren angeführt zur Plünde¬ rung ihrer Wohlthäter, zur Einäscherung der Stadt und zum nächtlichen Kindermord. Die Ereignisse jener zwei schrecklichen Nächte sind von der grässlichen Art, dass sie in die Geschichte der feudalischen Zerrüttungen, nicht in das achtzehnte Jahrhundert, zu ge¬ hören scheinen, dass sie neben den übrigen Atrocitäten, welche das Ungeheuer der will¬ kührlichen Gewalt ausgebrütet hat, ihre Stelle
zwanzigsten September 1787 so glücklich ver¬ hütet hatte, wollte jetzt der Erfinder dieses grausamen Anschlags mit Gent wirklich be¬ ginnen. Es war nicht etwa ein zügelloser Pöbel, wie der Parisische, der sich einen Augenblick vergaſs und an einzelnen Opfern die tausendjährige Schuld seiner Unterdrücker rächte; Deutsche Soldaten, denen die Flam¬ mänder noch vor kurzem die gastfreieste Pflege hatten angedeihen lassen, wurden hier von ihren Officieren angeführt zur Plünde¬ rung ihrer Wohlthäter, zur Einäscherung der Stadt und zum nächtlichen Kindermord. Die Ereignisse jener zwei schrecklichen Nächte sind von der gräſslichen Art, daſs sie in die Geschichte der feudalischen Zerrüttungen, nicht in das achtzehnte Jahrhundert, zu ge¬ hören scheinen, daſs sie neben den übrigen Atrocitäten, welche das Ungeheuer der will¬ kührlichen Gewalt ausgebrütet hat, ihre Stelle
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zwanzigsten September 1787 so glücklich ver¬
hütet hatte, wollte jetzt der Erfinder dieses
grausamen Anschlags mit Gent wirklich be¬
ginnen. Es war nicht etwa ein zügelloser
Pöbel, wie der Parisische, der sich einen
Augenblick vergaſs und an einzelnen Opfern
die tausendjährige Schuld seiner Unterdrücker
rächte; Deutsche Soldaten, denen die Flam¬
mänder noch vor kurzem die gastfreieste
Pflege hatten angedeihen lassen, wurden hier
von ihren Officieren angeführt zur Plünde¬
rung ihrer Wohlthäter, zur Einäscherung der
Stadt und zum nächtlichen Kindermord. Die
Ereignisse jener zwei schrecklichen Nächte
sind von der gräſslichen Art, daſs sie in die
Geschichte der feudalischen Zerrüttungen,
nicht in das achtzehnte Jahrhundert, zu ge¬
hören scheinen, daſs sie neben den übrigen
Atrocitäten, welche das Ungeheuer der will¬
kührlichen Gewalt ausgebrütet hat, ihre Stelle
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/277>, abgerufen am 22.11.2024.
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