Das Portal der Pfarrkirche hat mir dort gefallen. Ein schönes Fronton von richtigen Verhältnissen ruht auf einer Reihe prächtiger, korinthischer Säulen; und wäre nicht die Füllung mit hässlichen, pausbackigen Engels¬ köpfen und steinernen Wolken verunstaltet, und ständen nicht über den Ecken des Fron¬ tons ein paar verunglückte pastetenähnliche Thürmchen, so wäre es wirklich, mit dem einfachen: DEOS. statt aller Aufschrift, eins der schönsten, die ich gesehen habe. Die Gemälde von Reyns, Porbus, Elias, Leys und Claassens, die das Innere der Kir¬ che verzieren, kann ich füglich mit Still¬ schweigen übergehen. Dass aber eine Stadt mit dreissigtausend Einwohnern nur Eine Pfarrkirche hat, ist ein trauriger Beweis von dem verkehrten Einfluss der Mönche, denen es hier an Klöstern nicht gebricht.
daher Dünkirchen ein ungesunder Aufent¬ halt.
Das Portal der Pfarrkirche hat mir dort gefallen. Ein schönes Fronton von richtigen Verhältnissen ruht auf einer Reihe prächtiger, korinthischer Säulen; und wäre nicht die Füllung mit häſslichen, pausbackigen Engels¬ köpfen und steinernen Wolken verunstaltet, und ständen nicht über den Ecken des Fron¬ tons ein paar verunglückte pastetenähnliche Thürmchen, so wäre es wirklich, mit dem einfachen: DEOS. statt aller Aufschrift, eins der schönsten, die ich gesehen habe. Die Gemälde von Reyns, Porbus, Elias, Leys und Claaſsens, die das Innere der Kir¬ che verzieren, kann ich füglich mit Still¬ schweigen übergehen. Daſs aber eine Stadt mit dreiſsigtausend Einwohnern nur Eine Pfarrkirche hat, ist ein trauriger Beweis von dem verkehrten Einfluſs der Mönche, denen es hier an Klöstern nicht gebricht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0238"n="232"/>
daher Dünkirchen ein ungesunder Aufent¬<lb/>
halt.</p><lb/><p>Das Portal der Pfarrkirche hat mir dort<lb/>
gefallen. Ein schönes Fronton von richtigen<lb/>
Verhältnissen ruht auf einer Reihe prächtiger,<lb/>
korinthischer Säulen; und wäre nicht die<lb/>
Füllung mit häſslichen, pausbackigen Engels¬<lb/>
köpfen und steinernen Wolken verunstaltet,<lb/>
und ständen nicht über den Ecken des Fron¬<lb/>
tons ein paar verunglückte pastetenähnliche<lb/>
Thürmchen, so wäre es wirklich, mit dem<lb/>
einfachen: <hirendition="#g #i">D</hi><hirendition="#g #i #k">EO</hi><hirendition="#i #k">S</hi>. statt aller Aufschrift,<lb/>
eins der schönsten, die ich gesehen habe.<lb/>
Die Gemälde von <hirendition="#i">Reyns</hi>, <hirendition="#i">Porbus</hi>, <hirendition="#i">Elias</hi>,<lb/><hirendition="#i">Leys</hi> und <hirendition="#i">Claaſsens</hi>, die das Innere der Kir¬<lb/>
che verzieren, kann ich füglich mit Still¬<lb/>
schweigen übergehen. Daſs aber eine Stadt<lb/>
mit dreiſsigtausend Einwohnern nur Eine<lb/>
Pfarrkirche hat, ist ein trauriger Beweis von<lb/>
dem verkehrten Einfluſs der Mönche, denen<lb/>
es hier an Klöstern nicht gebricht.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[232/0238]
daher Dünkirchen ein ungesunder Aufent¬
halt.
Das Portal der Pfarrkirche hat mir dort
gefallen. Ein schönes Fronton von richtigen
Verhältnissen ruht auf einer Reihe prächtiger,
korinthischer Säulen; und wäre nicht die
Füllung mit häſslichen, pausbackigen Engels¬
köpfen und steinernen Wolken verunstaltet,
und ständen nicht über den Ecken des Fron¬
tons ein paar verunglückte pastetenähnliche
Thürmchen, so wäre es wirklich, mit dem
einfachen: D EO S. statt aller Aufschrift,
eins der schönsten, die ich gesehen habe.
Die Gemälde von Reyns, Porbus, Elias,
Leys und Claaſsens, die das Innere der Kir¬
che verzieren, kann ich füglich mit Still¬
schweigen übergehen. Daſs aber eine Stadt
mit dreiſsigtausend Einwohnern nur Eine
Pfarrkirche hat, ist ein trauriger Beweis von
dem verkehrten Einfluſs der Mönche, denen
es hier an Klöstern nicht gebricht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/238>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.