ordnung. Was ich sah, war eine übelge¬ wählte, buntscheckige, und zum Theil wirk¬ lich abentheuerlich gekleidete Wachtparade, aber ohne alle Einheit, ohne diese Anzie¬ hungskraft, diesen Geist des Ganzen, der die Bestandtheile bindet und zu einem le¬ bendigen Körper beseelt. Man sah augen¬ scheinlich, nicht nur, dass Soldat und Soldat nichts gemein hatten, sondern dass der Mensch, sein Rock und sein Gewehr heterogene Thei¬ le waren, die bloss der Zufall zusammenge¬ häuft, nicht das Gesetz der inneren Noth¬ wendigkeit zu einer unzertrennlichen Indi¬ vidualität erhoben hatte. Die Officiere wa¬ ren so unansehnlich wie die Gemeinen, und trieben ihr Handwerk mit einer Lässigkeit und Lauigkeit, die uns vom Lachen bis zum Unmuth brachte. Unter vier bis fünfhun¬ dert Menschen sahen wir nicht Einen von ansehnlicher Statur; dagegen eine Menge
ordnung. Was ich sah, war eine übelge¬ wählte, buntscheckige, und zum Theil wirk¬ lich abentheuerlich gekleidete Wachtparade, aber ohne alle Einheit, ohne diese Anzie¬ hungskraft, diesen Geist des Ganzen, der die Bestandtheile bindet und zu einem le¬ bendigen Körper beseelt. Man sah augen¬ scheinlich, nicht nur, daſs Soldat und Soldat nichts gemein hatten, sondern daſs der Mensch, sein Rock und sein Gewehr heterogene Thei¬ le waren, die bloſs der Zufall zusammenge¬ häuft, nicht das Gesetz der inneren Noth¬ wendigkeit zu einer unzertrennlichen Indi¬ vidualität erhoben hatte. Die Officiere wa¬ ren so unansehnlich wie die Gemeinen, und trieben ihr Handwerk mit einer Lässigkeit und Lauigkeit, die uns vom Lachen bis zum Unmuth brachte. Unter vier bis fünfhun¬ dert Menschen sahen wir nicht Einen von ansehnlicher Statur; dagegen eine Menge
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[207/0213]
ordnung. Was ich sah, war eine übelge¬
wählte, buntscheckige, und zum Theil wirk¬
lich abentheuerlich gekleidete Wachtparade,
aber ohne alle Einheit, ohne diese Anzie¬
hungskraft, diesen Geist des Ganzen, der
die Bestandtheile bindet und zu einem le¬
bendigen Körper beseelt. Man sah augen¬
scheinlich, nicht nur, daſs Soldat und Soldat
nichts gemein hatten, sondern daſs der Mensch,
sein Rock und sein Gewehr heterogene Thei¬
le waren, die bloſs der Zufall zusammenge¬
häuft, nicht das Gesetz der inneren Noth¬
wendigkeit zu einer unzertrennlichen Indi¬
vidualität erhoben hatte. Die Officiere wa¬
ren so unansehnlich wie die Gemeinen, und
trieben ihr Handwerk mit einer Lässigkeit
und Lauigkeit, die uns vom Lachen bis zum
Unmuth brachte. Unter vier bis fünfhun¬
dert Menschen sahen wir nicht Einen von
ansehnlicher Statur; dagegen eine Menge
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/213>, abgerufen am 22.11.2024.
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