versteht, diesen Zügen. Was man schon so oft an Blinden bemerkte, jene innere Ruhe und eine Fähigkeit zum frohen Genusse des Lebens, fand ich in ihm wieder bis zur Vollkommenheit erhöhet; man möchte sa¬ gen, die Einbildungskraft der Blinden sei unablässig so geschäftig, wie es die unsrige nur in den Augenblicken ist, wo wir die Augen freiwillig schliessen, um, von äusseren Eindrücken ungestört, die Bildervorräthe des inneren Sinnes schärfer zu fassen. Dieser glückliche Blinde hat mich wiederholt ver¬ sichert, dass ihn keine Langeweile und kein Unmuth verfolgt; er ist immer von der hei¬ tersten Laune und hat seine übrigen Sinne gewöhnt, ihm den Verlust des zartesten und edelsten erträglich zu machen. Ohne ihn genau anzusehen, wird man in seinen Hand¬ lungen nicht leicht gewahr, dass er seines Gesichtes beraubt ist; er spielt alle Karten¬
versteht, diesen Zügen. Was man schon so oft an Blinden bemerkte, jene innere Ruhe und eine Fähigkeit zum frohen Genusse des Lebens, fand ich in ihm wieder bis zur Vollkommenheit erhöhet; man möchte sa¬ gen, die Einbildungskraft der Blinden sei unablässig so geschäftig, wie es die unsrige nur in den Augenblicken ist, wo wir die Augen freiwillig schlieſsen, um, von äuſseren Eindrücken ungestört, die Bildervorräthe des inneren Sinnes schärfer zu fassen. Dieser glückliche Blinde hat mich wiederholt ver¬ sichert, daſs ihn keine Langeweile und kein Unmuth verfolgt; er ist immer von der hei¬ tersten Laune und hat seine übrigen Sinne gewöhnt, ihm den Verlust des zartesten und edelsten erträglich zu machen. Ohne ihn genau anzusehen, wird man in seinen Hand¬ lungen nicht leicht gewahr, daſs er seines Gesichtes beraubt ist; er spielt alle Karten¬
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versteht, diesen Zügen. Was man schon so
oft an Blinden bemerkte, jene innere Ruhe
und eine Fähigkeit zum frohen Genusse des
Lebens, fand ich in ihm wieder bis zur
Vollkommenheit erhöhet; man möchte sa¬
gen, die Einbildungskraft der Blinden sei
unablässig so geschäftig, wie es die unsrige
nur in den Augenblicken ist, wo wir die
Augen freiwillig schlieſsen, um, von äuſseren
Eindrücken ungestört, die Bildervorräthe des
inneren Sinnes schärfer zu fassen. Dieser
glückliche Blinde hat mich wiederholt ver¬
sichert, daſs ihn keine Langeweile und kein
Unmuth verfolgt; er ist immer von der hei¬
tersten Laune und hat seine übrigen Sinne
gewöhnt, ihm den Verlust des zartesten und
edelsten erträglich zu machen. Ohne ihn
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lungen nicht leicht gewahr, daſs er seines
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/206>, abgerufen am 24.11.2024.
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