durchdrungen, sondern nur das Opfer des unüberwindlichen Betrugs. Heute haben wir sie in einer Aufwallung von republikani¬ schem Geiste gesehen, die gänzlich unvorbe¬ reitet und nur desto rührender war. Wir kamen von Schooneberg, dem Landhause der Generalgouverneurs, zurück, und in allen Strassen sahen wir ganze Schaaren von Men¬ schen in die Buchläden stürzen, und mit unbeschreiblicher Ungeduld nach einem Blatte greifen, das eben jetzt die Presse verliess. Es war ein Brief des Generals van der Mersch an die Staaten von Flandern, worin er ihnen seine Ankunft in Brüssel meldet, und auf die strengste Untersuchung seines Betragens dringt. Die Neugier des Publikums spannte um so mehr auf dieses Blatt, da seit einigen Tagen die wüthendsten anonymischen Af¬ fichen und Handbillets gegen den General ausgestreuet werden, worin er ein Verräther
durchdrungen, sondern nur das Opfer des unüberwindlichen Betrugs. Heute haben wir sie in einer Aufwallung von republikani¬ schem Geiste gesehen, die gänzlich unvorbe¬ reitet und nur desto rührender war. Wir kamen von Schooneberg, dem Landhause der Generalgouverneurs, zurück, und in allen Straſsen sahen wir ganze Schaaren von Men¬ schen in die Buchläden stürzen, und mit unbeschreiblicher Ungeduld nach einem Blatte greifen, das eben jetzt die Presse verlieſs. Es war ein Brief des Generals van der Mersch an die Staaten von Flandern, worin er ihnen seine Ankunft in Brüssel meldet, und auf die strengste Untersuchung seines Betragens dringt. Die Neugier des Publikums spannte um so mehr auf dieses Blatt, da seit einigen Tagen die wüthendsten anonymischen Af¬ fichen und Handbillets gegen den General ausgestreuet werden, worin er ein Verräther
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durchdrungen, sondern nur das Opfer des
unüberwindlichen Betrugs. Heute haben
wir sie in einer Aufwallung von republikani¬
schem Geiste gesehen, die gänzlich unvorbe¬
reitet und nur desto rührender war. Wir
kamen von Schooneberg, dem Landhause der
Generalgouverneurs, zurück, und in allen
Straſsen sahen wir ganze Schaaren von Men¬
schen in die Buchläden stürzen, und mit
unbeschreiblicher Ungeduld nach einem Blatte
greifen, das eben jetzt die Presse verlieſs.
Es war ein Brief des Generals van der Mersch
an die Staaten von Flandern, worin er ihnen
seine Ankunft in Brüssel meldet, und auf
die strengste Untersuchung seines Betragens
dringt. Die Neugier des Publikums spannte
um so mehr auf dieses Blatt, da seit einigen
Tagen die wüthendsten anonymischen Af¬
fichen und Handbillets gegen den General
ausgestreuet werden, worin er ein Verräther
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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