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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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geschehen ist, können aus der Kette der
Dinge ein einziges Glied reissen, das hier
Wirkung war und dort wieder Ursache wird.
In Brabant, wo die vorgeblichen Vertrauten
der Götter nicht bloss zu verzeihen, sondern
zu billigen, ja zu gebieten wagten, was die
Natur als Verbrechen verabscheuet -- wer¬
den hier allein die Verirrungen der wider
sich selbst wüthenden Menschheit ohne Fol¬
gen geblieben seyn? Nimmermehr! Lieber
läugne man allen Zusammenhang und jede
Beziehung in der Natur; man lästre die un¬
verbrüchliche Treue, womit sie an ihren
Gesetzen bekleibt, ehe man zweifelt, ob das
Verzichtthun auf den Gebrauch der Vernunft,
und ob die Betäubung des moralischen Ge¬
fühls eine andere Wirkung haben könne, als
immer zunehmende Entartung!

Seit jener unglücklichen Epoche, da hier
die Philippe und die Albas mordeten, da das

geschehen ist, können aus der Kette der
Dinge ein einziges Glied reiſsen, das hier
Wirkung war und dort wieder Ursache wird.
In Brabant, wo die vorgeblichen Vertrauten
der Götter nicht bloſs zu verzeihen, sondern
zu billigen, ja zu gebieten wagten, was die
Natur als Verbrechen verabscheuet — wer¬
den hier allein die Verirrungen der wider
sich selbst wüthenden Menschheit ohne Fol¬
gen geblieben seyn? Nimmermehr! Lieber
läugne man allen Zusammenhang und jede
Beziehung in der Natur; man lästre die un¬
verbrüchliche Treue, womit sie an ihren
Gesetzen bekleibt, ehe man zweifelt, ob das
Verzichtthun auf den Gebrauch der Vernunft,
und ob die Betäubung des moralischen Ge¬
fühls eine andere Wirkung haben könne, als
immer zunehmende Entartung!

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die Philippe und die Albas mordeten, da das

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[10/0016] geschehen ist, können aus der Kette der Dinge ein einziges Glied reiſsen, das hier Wirkung war und dort wieder Ursache wird. In Brabant, wo die vorgeblichen Vertrauten der Götter nicht bloſs zu verzeihen, sondern zu billigen, ja zu gebieten wagten, was die Natur als Verbrechen verabscheuet — wer¬ den hier allein die Verirrungen der wider sich selbst wüthenden Menschheit ohne Fol¬ gen geblieben seyn? Nimmermehr! Lieber läugne man allen Zusammenhang und jede Beziehung in der Natur; man lästre die un¬ verbrüchliche Treue, womit sie an ihren Gesetzen bekleibt, ehe man zweifelt, ob das Verzichtthun auf den Gebrauch der Vernunft, und ob die Betäubung des moralischen Ge¬ fühls eine andere Wirkung haben könne, als immer zunehmende Entartung! Seit jener unglücklichen Epoche, da hier die Philippe und die Albas mordeten, da das

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/16>, abgerufen am 21.11.2024.