pfänglichkeit des Künstlers für das Indivi¬ duelle erfordert daher, wenn sie recht ge¬ schätzt werden soll, einen kaum geringeren Grad der allgemeinen Empfänglichkeit des Kunstrichters: und die Seltenheit dieses Gra¬ des ist ohne Zweifel der Grund, weshalb die höchste Stufe der Kunst, in allen ihren Zweigen, so leicht verkannt werden, oder auch beinahe gänzlich unerkannt bleiben kann. Was der grosse Haufe an einem Ge¬ mälde, an einem Gedicht oder an dem Spiel auf der Bühne bewundert, das ist es wahr¬ lich nicht, worauf die Künstler stolz seyn dürfen; denn diesem Haufen genügt die Täuschung, die ihm Erdichtetes für Wahres unterschiebt; und wer weiss nicht, wie viel leichter sich Kinder als Erwachsene, gewöhn¬ liche Menschen als gebildete, täuschen las¬ sen? Darum kann auch nicht die Illusion, als solche, sondern es muss die ganze Voll¬
pfänglichkeit des Künstlers für das Indivi¬ duelle erfordert daher, wenn sie recht ge¬ schätzt werden soll, einen kaum geringeren Grad der allgemeinen Empfänglichkeit des Kunstrichters: und die Seltenheit dieses Gra¬ des ist ohne Zweifel der Grund, weshalb die höchste Stufe der Kunst, in allen ihren Zweigen, so leicht verkannt werden, oder auch beinahe gänzlich unerkannt bleiben kann. Was der groſse Haufe an einem Ge¬ mälde, an einem Gedicht oder an dem Spiel auf der Bühne bewundert, das ist es wahr¬ lich nicht, worauf die Künstler stolz seyn dürfen; denn diesem Haufen genügt die Täuschung, die ihm Erdichtetes für Wahres unterschiebt; und wer weiſs nicht, wie viel leichter sich Kinder als Erwachsene, gewöhn¬ liche Menschen als gebildete, täuschen las¬ sen? Darum kann auch nicht die Illusion, als solche, sondern es muſs die ganze Voll¬
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pfänglichkeit des Künstlers für das Indivi¬
duelle erfordert daher, wenn sie recht ge¬
schätzt werden soll, einen kaum geringeren
Grad der allgemeinen Empfänglichkeit des
Kunstrichters: und die Seltenheit dieses Gra¬
des ist ohne Zweifel der Grund, weshalb
die höchste Stufe der Kunst, in allen ihren
Zweigen, so leicht verkannt werden, oder
auch beinahe gänzlich unerkannt bleiben
kann. Was der groſse Haufe an einem Ge¬
mälde, an einem Gedicht oder an dem Spiel
auf der Bühne bewundert, das ist es wahr¬
lich nicht, worauf die Künstler stolz seyn
dürfen; denn diesem Haufen genügt die
Täuschung, die ihm Erdichtetes für Wahres
unterschiebt; und wer weiſs nicht, wie viel
leichter sich Kinder als Erwachsene, gewöhn¬
liche Menschen als gebildete, täuschen las¬
sen? Darum kann auch nicht die Illusion,
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/90>, abgerufen am 25.11.2024.
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