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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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Einbildungskraft so leicht in das Gränzenlose
verlängert. Die griechische Baukunst ist un¬
streitig der Inbegrif des Vollendeten, Ueber¬
einstimmenden, Beziehungsvollen, Erlesenen,
mit einem Worte: des Schönen. Hier in¬
dessen an den gothischen Säulen, die, ein¬
zeln genommen, wie Rohrhalme schwanken
würden und nur in grosser Anzahl zu einem
Schafte vereinigt, Masse machen und ihren
geraden Wuchs behalten können, unter ihren
Bogen, die gleichsam auf nichts ruhen, luftig
schweben, wie die schattenreichen Wipfel¬
gewölbe des Waldes -- hier schwelgt der Sinn
im Uebermuth des künstlerischen Beginnens.
Jene griechischen Gestalten scheinen sich
an alles anzuschliessen, was da ist, an alles,
was menschlich ist; diese stehen wie Er¬
scheinungen aus einer andern Welt, wie
Feenpalläste da, um Zeugniss zu geben von
der schöpferischen Kraft im Menschen, die

Einbildungskraft so leicht in das Gränzenlose
verlängert. Die griechische Baukunst ist un¬
streitig der Inbegrif des Vollendeten, Ueber¬
einstimmenden, Beziehungsvollen, Erlesenen,
mit einem Worte: des Schönen. Hier in¬
dessen an den gothischen Säulen, die, ein¬
zeln genommen, wie Rohrhalme schwanken
würden und nur in groſser Anzahl zu einem
Schafte vereinigt, Masse machen und ihren
geraden Wuchs behalten können, unter ihren
Bogen, die gleichsam auf nichts ruhen, luftig
schweben, wie die schattenreichen Wipfel¬
gewölbe des Waldes — hier schwelgt der Sinn
im Uebermuth des künstlerischen Beginnens.
Jene griechischen Gestalten scheinen sich
an alles anzuschlieſsen, was da ist, an alles,
was menschlich ist; diese stehen wie Er¬
scheinungen aus einer andern Welt, wie
Feenpalläste da, um Zeugniſs zu geben von
der schöpferischen Kraft im Menschen, die

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[72/0084] Einbildungskraft so leicht in das Gränzenlose verlängert. Die griechische Baukunst ist un¬ streitig der Inbegrif des Vollendeten, Ueber¬ einstimmenden, Beziehungsvollen, Erlesenen, mit einem Worte: des Schönen. Hier in¬ dessen an den gothischen Säulen, die, ein¬ zeln genommen, wie Rohrhalme schwanken würden und nur in groſser Anzahl zu einem Schafte vereinigt, Masse machen und ihren geraden Wuchs behalten können, unter ihren Bogen, die gleichsam auf nichts ruhen, luftig schweben, wie die schattenreichen Wipfel¬ gewölbe des Waldes — hier schwelgt der Sinn im Uebermuth des künstlerischen Beginnens. Jene griechischen Gestalten scheinen sich an alles anzuschlieſsen, was da ist, an alles, was menschlich ist; diese stehen wie Er¬ scheinungen aus einer andern Welt, wie Feenpalläste da, um Zeugniſs zu geben von der schöpferischen Kraft im Menschen, die

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/84>, abgerufen am 25.11.2024.