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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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merkt. Der Christuskopf ist schön und
sanft, nur diesmal gar zu still und unbe¬
seelt. Die Künstler scheinen mannichmal
zu wähnen, dass die Sanftmuth des Dulders
sich nicht zu innerem Feuer gesellen dürfe,
durch welches sie doch erst ihren grössten
Werth erhalten muss; denn sanft sind ja
auch die frommen Thiere, die einen hier,
am unrechten Orte angebracht, um das al¬
legorische: weide meine Schafe! anzudeuten,
wirklich ärgern. Die linke Hand des Hei¬
lands ist von grosser Schönheit, wie jene
berühmte Hand von Carlo Dolce in Düs¬
seldorf. Petrus, der sich über die rechte
Hand seines Herrn beugt, ist ein Kopf voll
Hingebung, Vertrauen, Glauben und Festig¬
keit. Jakobus ist alt und ehrwürdig; die
andern beiden Köpfe, von weniger Bedeu¬
tung, dienen jedoch zur Verschönerung der
so gross gedachten Gruppe. Das Bild ist

merkt. Der Christuskopf ist schön und
sanft, nur diesmal gar zu still und unbe¬
seelt. Die Künstler scheinen mannichmal
zu wähnen, daſs die Sanftmuth des Dulders
sich nicht zu innerem Feuer gesellen dürfe,
durch welches sie doch erst ihren gröſsten
Werth erhalten muſs; denn sanft sind ja
auch die frommen Thiere, die einen hier,
am unrechten Orte angebracht, um das al¬
legorische: weide meine Schafe! anzudeuten,
wirklich ärgern. Die linke Hand des Hei¬
lands ist von groſser Schönheit, wie jene
berühmte Hand von Carlo Dolce in Düs¬
seldorf. Petrus, der sich über die rechte
Hand seines Herrn beugt, ist ein Kopf voll
Hingebung, Vertrauen, Glauben und Festig¬
keit. Jakobus ist alt und ehrwürdig; die
andern beiden Köpfe, von weniger Bedeu¬
tung, dienen jedoch zur Verschönerung der
so groſs gedachten Gruppe. Das Bild ist

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[488/0500] merkt. Der Christuskopf ist schön und sanft, nur diesmal gar zu still und unbe¬ seelt. Die Künstler scheinen mannichmal zu wähnen, daſs die Sanftmuth des Dulders sich nicht zu innerem Feuer gesellen dürfe, durch welches sie doch erst ihren gröſsten Werth erhalten muſs; denn sanft sind ja auch die frommen Thiere, die einen hier, am unrechten Orte angebracht, um das al¬ legorische: weide meine Schafe! anzudeuten, wirklich ärgern. Die linke Hand des Hei¬ lands ist von groſser Schönheit, wie jene berühmte Hand von Carlo Dolce in Düs¬ seldorf. Petrus, der sich über die rechte Hand seines Herrn beugt, ist ein Kopf voll Hingebung, Vertrauen, Glauben und Festig¬ keit. Jakobus ist alt und ehrwürdig; die andern beiden Köpfe, von weniger Bedeu¬ tung, dienen jedoch zur Verschönerung der so groſs gedachten Gruppe. Das Bild ist

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/500>, abgerufen am 25.11.2024.