Doktorpromotionen kosten, mit Inbegrif der institutionsmassigen Schmäuse, acht bis zehn¬ tausend Gulden, und die gesunde Vernunft hat in allen Fallen genau so wenig zu sa¬ gen, wie in diesem. Es war lächerlich, wie man unsere Vorstellungen von der Anzahl der hier Studirenden umwandelte. In Lüt¬ tich hatte man uns gesagt, wir würden deren bei dreitausend finden; hier in der Stadt hörten wir, es wären kaum dreihun¬ dert, und der Pedell bewies uns endlich aus seinen Verzeichnissen, dass ihrer noch nicht funfzig wären. In der That hatten sich beim Ausbruch der Empörung eine sehr grosse Anzahl der damals in Brüssel befindlichen Akademiker für ihren Wohlthä¬ ter, den Kaiser, erklärt, und sogar für ihn die Waffen ergriffen. Bei der bald darauf erfolgten gänzlichen Vertreibung der kaiser¬ lichen Truppen aber, mussten diese jungen
Doktorpromotionen kosten, mit Inbegrif der institutionsmaſsigen Schmäuse, acht bis zehn¬ tausend Gulden, und die gesunde Vernunft hat in allen Fallen genau so wenig zu sa¬ gen, wie in diesem. Es war lächerlich, wie man unsere Vorstellungen von der Anzahl der hier Studirenden umwandelte. In Lüt¬ tich hatte man uns gesagt, wir würden deren bei dreitausend finden; hier in der Stadt hörten wir, es wären kaum dreihun¬ dert, und der Pedell bewies uns endlich aus seinen Verzeichnissen, daſs ihrer noch nicht funfzig wären. In der That hatten sich beim Ausbruch der Empörung eine sehr groſse Anzahl der damals in Brüssel befindlichen Akademiker für ihren Wohlthä¬ ter, den Kaiser, erklärt, und sogar für ihn die Waffen ergriffen. Bei der bald darauf erfolgten gänzlichen Vertreibung der kaiser¬ lichen Truppen aber, muſsten diese jungen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0456"n="444"/>
Doktorpromotionen kosten, mit Inbegrif der<lb/>
institutionsmaſsigen Schmäuse, acht bis zehn¬<lb/>
tausend Gulden, und die gesunde Vernunft<lb/>
hat in allen Fallen genau so wenig zu sa¬<lb/>
gen, wie in diesem. Es war lächerlich, wie<lb/>
man unsere Vorstellungen von der Anzahl<lb/>
der hier Studirenden umwandelte. In Lüt¬<lb/>
tich hatte man uns gesagt, wir würden<lb/>
deren bei dreitausend finden; hier in der<lb/>
Stadt hörten wir, es wären kaum dreihun¬<lb/>
dert, und der Pedell bewies uns endlich<lb/>
aus seinen Verzeichnissen, daſs ihrer noch<lb/>
nicht funfzig wären. In der That hatten<lb/>
sich beim Ausbruch der Empörung eine<lb/>
sehr groſse Anzahl der damals in Brüssel<lb/>
befindlichen Akademiker für ihren Wohlthä¬<lb/>
ter, den Kaiser, erklärt, und sogar für ihn<lb/>
die Waffen ergriffen. Bei der bald darauf<lb/>
erfolgten gänzlichen Vertreibung der kaiser¬<lb/>
lichen Truppen aber, muſsten diese jungen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[444/0456]
Doktorpromotionen kosten, mit Inbegrif der
institutionsmaſsigen Schmäuse, acht bis zehn¬
tausend Gulden, und die gesunde Vernunft
hat in allen Fallen genau so wenig zu sa¬
gen, wie in diesem. Es war lächerlich, wie
man unsere Vorstellungen von der Anzahl
der hier Studirenden umwandelte. In Lüt¬
tich hatte man uns gesagt, wir würden
deren bei dreitausend finden; hier in der
Stadt hörten wir, es wären kaum dreihun¬
dert, und der Pedell bewies uns endlich
aus seinen Verzeichnissen, daſs ihrer noch
nicht funfzig wären. In der That hatten
sich beim Ausbruch der Empörung eine
sehr groſse Anzahl der damals in Brüssel
befindlichen Akademiker für ihren Wohlthä¬
ter, den Kaiser, erklärt, und sogar für ihn
die Waffen ergriffen. Bei der bald darauf
erfolgten gänzlichen Vertreibung der kaiser¬
lichen Truppen aber, muſsten diese jungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/456>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.