weil es nur auf eine gewisse maschinenmä¬ ssig angewöhnte Ideenverbindung ankommt. Warum rührt uns die Schilderung eines Un¬ glücks, das irgend ein Dichter seinen Hel¬ den erleben liess, und warum weinen wir nicht, wenn wir lesen, so viele blieben dort in der Schlacht, so viele flogen mit ihrem Schiff in die Luft, so viele hauchten ihr elendes Leben aus in Feldhospitälern, alles um den Geier Ehrgeiz zu mästen? Allerdings wird es uns leichter, uns mit Einem als mit Vielen zu identificiren. Ge¬ wöhnten wir uns aber, die Idee des mensch¬ lichen Elends immer gegenwärtig zu haben, so würden uns nicht nur diese Begeben¬ heiten Thränen entlocken, sondern wir würden beinahe allem, was wir sehen und hören, eine traurige Seite abgewinnen, und einen jammervollen Roman aus den alltäg¬ lichsten Ereignissen des Lebens machen.
I. Theil. C c
weil es nur auf eine gewisse maschinenmä¬ ſsig angewöhnte Ideenverbindung ankommt. Warum rührt uns die Schilderung eines Un¬ glücks, das irgend ein Dichter seinen Hel¬ den erleben lieſs, und warum weinen wir nicht, wenn wir lesen, so viele blieben dort in der Schlacht, so viele flogen mit ihrem Schiff in die Luft, so viele hauchten ihr elendes Leben aus in Feldhospitälern, alles um den Geier Ehrgeiz zu mästen? Allerdings wird es uns leichter, uns mit Einem als mit Vielen zu identificiren. Ge¬ wöhnten wir uns aber, die Idee des mensch¬ lichen Elends immer gegenwärtig zu haben, so würden uns nicht nur diese Begeben¬ heiten Thränen entlocken, sondern wir würden beinahe allem, was wir sehen und hören, eine traurige Seite abgewinnen, und einen jammervollen Roman aus den alltäg¬ lichsten Ereignissen des Lebens machen.
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weil es nur auf eine gewisse maschinenmä¬
ſsig angewöhnte Ideenverbindung ankommt.
Warum rührt uns die Schilderung eines Un¬
glücks, das irgend ein Dichter seinen Hel¬
den erleben lieſs, und warum weinen wir
nicht, wenn wir lesen, so viele blieben
dort in der Schlacht, so viele flogen mit
ihrem Schiff in die Luft, so viele hauchten
ihr elendes Leben aus in Feldhospitälern,
alles um den Geier Ehrgeiz zu mästen?
Allerdings wird es uns leichter, uns mit
Einem als mit Vielen zu identificiren. Ge¬
wöhnten wir uns aber, die Idee des mensch¬
lichen Elends immer gegenwärtig zu haben,
so würden uns nicht nur diese Begeben¬
heiten Thränen entlocken, sondern wir
würden beinahe allem, was wir sehen und
hören, eine traurige Seite abgewinnen, und
einen jammervollen Roman aus den alltäg¬
lichsten Ereignissen des Lebens machen.
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/413>, abgerufen am 22.11.2024.
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