höchsten Richtschnur machte, würde wahr¬ scheinlich den Zweck der allgemeinen sitt¬ lichen Vervollkommnung dennoch eben so weit verfehlen, wie eine Universalmonarchie. Was hülfe es uns, dass wir Freiheit hät¬ ten, unsere Geistesfähigkeiten zu entwickeln, wenn uns plötzlich der Antrieb zu dieser Entwickelung fehlte?
Doch dieser Antrieb wird uns nimmer¬ mehr entrissen werden, wenigstens nicht in dieser einzigen, uns denkbaren Welt, wenig¬ stens nicht, so lange sich alle dreissig Jahre das Menschengeschlecht verjüngt, und wie¬ der emporwächst von den bloss vegetirenden Keimen zu der thierischen Sinnlichkeit, und von dieser zu der gemischten physisch-sitt¬ lichen Bildung. Buchstaben, Formeln und Schlüsse werden nie im jungen Sprössling den mächtigen, dunkeln Trieb überwiegen, durch eigenes Handeln die Eigenschaften der
höchsten Richtschnur machte, würde wahr¬ scheinlich den Zweck der allgemeinen sitt¬ lichen Vervollkommnung dennoch eben so weit verfehlen, wie eine Universalmonarchie. Was hülfe es uns, daſs wir Freiheit hät¬ ten, unsere Geistesfähigkeiten zu entwickeln, wenn uns plötzlich der Antrieb zu dieser Entwickelung fehlte?
Doch dieser Antrieb wird uns nimmer¬ mehr entrissen werden, wenigstens nicht in dieser einzigen, uns denkbaren Welt, wenig¬ stens nicht, so lange sich alle dreiſsig Jahre das Menschengeschlecht verjüngt, und wie¬ der emporwächst von den bloſs vegetirenden Keimen zu der thierischen Sinnlichkeit, und von dieser zu der gemischten physisch-sitt¬ lichen Bildung. Buchstaben, Formeln und Schlüsse werden nie im jungen Spröſsling den mächtigen, dunkeln Trieb überwiegen, durch eigenes Handeln die Eigenschaften der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0408"n="396"/>
höchsten Richtschnur machte, würde wahr¬<lb/>
scheinlich den Zweck der allgemeinen sitt¬<lb/>
lichen Vervollkommnung dennoch eben so<lb/>
weit verfehlen, wie eine Universalmonarchie.<lb/>
Was hülfe es uns, daſs wir Freiheit hät¬<lb/>
ten, unsere Geistesfähigkeiten zu entwickeln,<lb/>
wenn uns plötzlich der Antrieb zu dieser<lb/>
Entwickelung fehlte?</p><lb/><p>Doch dieser Antrieb wird uns nimmer¬<lb/>
mehr entrissen werden, wenigstens nicht in<lb/>
dieser einzigen, uns denkbaren Welt, wenig¬<lb/>
stens nicht, so lange sich alle dreiſsig Jahre<lb/>
das Menschengeschlecht verjüngt, und wie¬<lb/>
der emporwächst von den bloſs vegetirenden<lb/>
Keimen zu der thierischen Sinnlichkeit, und<lb/>
von dieser zu der gemischten physisch-sitt¬<lb/>
lichen Bildung. Buchstaben, Formeln und<lb/>
Schlüsse werden nie im jungen Spröſsling<lb/>
den mächtigen, dunkeln Trieb überwiegen,<lb/>
durch eigenes Handeln die Eigenschaften der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[396/0408]
höchsten Richtschnur machte, würde wahr¬
scheinlich den Zweck der allgemeinen sitt¬
lichen Vervollkommnung dennoch eben so
weit verfehlen, wie eine Universalmonarchie.
Was hülfe es uns, daſs wir Freiheit hät¬
ten, unsere Geistesfähigkeiten zu entwickeln,
wenn uns plötzlich der Antrieb zu dieser
Entwickelung fehlte?
Doch dieser Antrieb wird uns nimmer¬
mehr entrissen werden, wenigstens nicht in
dieser einzigen, uns denkbaren Welt, wenig¬
stens nicht, so lange sich alle dreiſsig Jahre
das Menschengeschlecht verjüngt, und wie¬
der emporwächst von den bloſs vegetirenden
Keimen zu der thierischen Sinnlichkeit, und
von dieser zu der gemischten physisch-sitt¬
lichen Bildung. Buchstaben, Formeln und
Schlüsse werden nie im jungen Spröſsling
den mächtigen, dunkeln Trieb überwiegen,
durch eigenes Handeln die Eigenschaften der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/408>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.