Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

setzlosigkeit ihm wohl mehr geben, als was
er in der Unabhängigkeit seines Geistes von
allem Bösen, schon besitzt? Wenn es ein
Ideal dieser Art, oder auch nur daran grän¬
zende Menschen giebt, so ist doch ihre An¬
zahl viel zu unbedeutend, um bei dem Ent¬
wurfe gesellschaftlicher Verträge in Anschlag
gebracht zu werden. Alle solche Verträge
sind Nothbehelfe unserer Unvollkommeheit,
und können ihrer Natur nach nichts anders
als einen relativen, erreichbaren, ich möchte
sagen, mittleren Grad der bürgerlichen so¬
wohl als der moralischen Freiheit, durch
eine zweckmässige Vertheilung der Kräfte
und das dadurch entstehende künstliche Ge¬
gengewicht der Theile des Staats unterein¬
ander, bewirken. Wie sanft muss das Haupt
dessen ruhen, der einem zerrütteten, seiner
Auflösung nahen Staate zur Wiedererlangung
dieser Freiheit neue Kräfte und Organe schuf!


setzlosigkeit ihm wohl mehr geben, als was
er in der Unabhängigkeit seines Geistes von
allem Bösen, schon besitzt? Wenn es ein
Ideal dieser Art, oder auch nur daran grän¬
zende Menschen giebt, so ist doch ihre An¬
zahl viel zu unbedeutend, um bei dem Ent¬
wurfe gesellschaftlicher Verträge in Anschlag
gebracht zu werden. Alle solche Verträge
sind Nothbehelfe unserer Unvollkommeheit,
und können ihrer Natur nach nichts anders
als einen relativen, erreichbaren, ich möchte
sagen, mittleren Grad der bürgerlichen so¬
wohl als der moralischen Freiheit, durch
eine zweckmäſsige Vertheilung der Kräfte
und das dadurch entstehende künstliche Ge¬
gengewicht der Theile des Staats unterein¬
ander, bewirken. Wie sanft muſs das Haupt
dessen ruhen, der einem zerrütteten, seiner
Auflösung nahen Staate zur Wiedererlangung
dieser Freiheit neue Kräfte und Organe schuf!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0295" n="283"/>
setzlosigkeit ihm wohl mehr geben, als was<lb/>
er in der Unabhängigkeit seines Geistes von<lb/>
allem Bösen, schon besitzt? Wenn es ein<lb/>
Ideal dieser Art, oder auch nur daran grän¬<lb/>
zende Menschen giebt, so ist doch ihre An¬<lb/>
zahl viel zu unbedeutend, um bei dem Ent¬<lb/>
wurfe gesellschaftlicher Verträge in Anschlag<lb/>
gebracht zu werden. Alle solche Verträge<lb/>
sind Nothbehelfe unserer Unvollkommeheit,<lb/>
und können ihrer Natur nach nichts anders<lb/>
als einen relativen, erreichbaren, ich möchte<lb/>
sagen, <hi rendition="#i">mittleren</hi> Grad der bürgerlichen so¬<lb/>
wohl als der moralischen Freiheit, durch<lb/>
eine zweckmä&#x017F;sige Vertheilung der Kräfte<lb/>
und das dadurch entstehende künstliche Ge¬<lb/>
gengewicht der Theile des Staats unterein¬<lb/>
ander, bewirken. Wie sanft mu&#x017F;s das Haupt<lb/>
dessen ruhen, der einem zerrütteten, seiner<lb/>
Auflösung nahen Staate zur Wiedererlangung<lb/>
dieser Freiheit neue Kräfte und Organe schuf!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0295] setzlosigkeit ihm wohl mehr geben, als was er in der Unabhängigkeit seines Geistes von allem Bösen, schon besitzt? Wenn es ein Ideal dieser Art, oder auch nur daran grän¬ zende Menschen giebt, so ist doch ihre An¬ zahl viel zu unbedeutend, um bei dem Ent¬ wurfe gesellschaftlicher Verträge in Anschlag gebracht zu werden. Alle solche Verträge sind Nothbehelfe unserer Unvollkommeheit, und können ihrer Natur nach nichts anders als einen relativen, erreichbaren, ich möchte sagen, mittleren Grad der bürgerlichen so¬ wohl als der moralischen Freiheit, durch eine zweckmäſsige Vertheilung der Kräfte und das dadurch entstehende künstliche Ge¬ gengewicht der Theile des Staats unterein¬ ander, bewirken. Wie sanft muſs das Haupt dessen ruhen, der einem zerrütteten, seiner Auflösung nahen Staate zur Wiedererlangung dieser Freiheit neue Kräfte und Organe schuf!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/295
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/295>, abgerufen am 25.11.2024.