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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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Schöpfung des Künstlers entgegenleuchtete!
Nach meiner Empfindung versündigte er sich
stärker an der Kunst, als wenn er im Virgil
nur den Nachahmer Homers erblicken wollte.
Jeder Zug dieses Johannes bürgt uns für
den Dichtergenius seines Urhebers, wenn
nicht schon die eigenthümliche Behandlungs¬
art sein Verdienst erwiese. Nie zeichnete
ein Florentiner richtiger und schöner; und
bei dieser Wahrheit des Farbenschmelzes
vermisst man Tizian's magischen Pinsel nicht.
Raphael, dem man hier das Gemälde zu¬
schreibt, hat zu keiner Zeit diesen Grad der
Vollendung im Kolorit erreicht. Eine an¬
dere Hypothese nennt Andrea del Sarto
als den grossen Künstler dieses braungelock¬
ten Jünglings; und wenn er wirklich sein
ist, dann hatte Michel Angelo doch wohl
recht? Ich trage einen unauslöschlichen
Abdruck dieses in seiner Art einzigen Mei¬

Q 2

Schöpfung des Künstlers entgegenleuchtete!
Nach meiner Empfindung versündigte er sich
stärker an der Kunst, als wenn er im Virgil
nur den Nachahmer Homers erblicken wollte.
Jeder Zug dieses Johannes bürgt uns für
den Dichtergenius seines Urhebers, wenn
nicht schon die eigenthümliche Behandlungs¬
art sein Verdienst erwiese. Nie zeichnete
ein Florentiner richtiger und schöner; und
bei dieser Wahrheit des Farbenschmelzes
vermiſst man Tizian's magischen Pinsel nicht.
Raphael, dem man hier das Gemälde zu¬
schreibt, hat zu keiner Zeit diesen Grad der
Vollendung im Kolorit erreicht. Eine an¬
dere Hypothese nennt Andrea del Sarto
als den groſsen Künstler dieses braungelock¬
ten Jünglings; und wenn er wirklich sein
ist, dann hatte Michel Angelo doch wohl
recht? Ich trage einen unauslöschlichen
Abdruck dieses in seiner Art einzigen Mei¬

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[243/0255] Schöpfung des Künstlers entgegenleuchtete! Nach meiner Empfindung versündigte er sich stärker an der Kunst, als wenn er im Virgil nur den Nachahmer Homers erblicken wollte. Jeder Zug dieses Johannes bürgt uns für den Dichtergenius seines Urhebers, wenn nicht schon die eigenthümliche Behandlungs¬ art sein Verdienst erwiese. Nie zeichnete ein Florentiner richtiger und schöner; und bei dieser Wahrheit des Farbenschmelzes vermiſst man Tizian's magischen Pinsel nicht. Raphael, dem man hier das Gemälde zu¬ schreibt, hat zu keiner Zeit diesen Grad der Vollendung im Kolorit erreicht. Eine an¬ dere Hypothese nennt Andrea del Sarto als den groſsen Künstler dieses braungelock¬ ten Jünglings; und wenn er wirklich sein ist, dann hatte Michel Angelo doch wohl recht? Ich trage einen unauslöschlichen Abdruck dieses in seiner Art einzigen Mei¬ Q 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/255>, abgerufen am 25.11.2024.