gefallens zu erregen, dies ist das Ziel der neueren Kunst. Also arbeitet sie auch nicht mehr für den reinen ästhetischen Sinn; viel¬ mehr, um ihrer Wirkung gewisser zu seyn, intriguirt sie durch Handlung den Verstand, und besticht unser Begehrungsvermögen durch den Reiz der Grazien. Wir sind es schon so gewohnt, dem Künstler in dieser Rich¬ tung zu folgen, dass oft die blosse Nach¬ ahmung des Natürlichen, ohne den minde¬ sten Versuch zum Idealisiren, unsere For¬ derungen befriedigt, oft die Erdichtung der Beziehungen, in denen man uns eine Hand¬ lung darstellt, völlig hinreicht, uns über die gänzliche Abwesenheit alles Schönen zu beruhigen. Eine unausbleibliche Folge die¬ ser Verrückung des eigentlichen Kunstziels ist die Abzweigung der Kunst in so manche ganz verschiedene Darstellungsarten, womit es endlich dahin gekommen ist, dass insbe¬
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gefallens zu erregen, dies ist das Ziel der neueren Kunst. Also arbeitet sie auch nicht mehr für den reinen ästhetischen Sinn; viel¬ mehr, um ihrer Wirkung gewisser zu seyn, intriguirt sie durch Handlung den Verstand, und besticht unser Begehrungsvermögen durch den Reiz der Grazien. Wir sind es schon so gewohnt, dem Künstler in dieser Rich¬ tung zu folgen, daſs oft die bloſse Nach¬ ahmung des Natürlichen, ohne den minde¬ sten Versuch zum Idealisiren, unsere For¬ derungen befriedigt, oft die Erdichtung der Beziehungen, in denen man uns eine Hand¬ lung darstellt, völlig hinreicht, uns über die gänzliche Abwesenheit alles Schönen zu beruhigen. Eine unausbleibliche Folge die¬ ser Verrückung des eigentlichen Kunstziels ist die Abzweigung der Kunst in so manche ganz verschiedene Darstellungsarten, womit es endlich dahin gekommen ist, daſs insbe¬
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gefallens zu erregen, dies ist das Ziel der
neueren Kunst. Also arbeitet sie auch nicht
mehr für den reinen ästhetischen Sinn; viel¬
mehr, um ihrer Wirkung gewisser zu seyn,
intriguirt sie durch Handlung den Verstand,
und besticht unser Begehrungsvermögen durch
den Reiz der Grazien. Wir sind es schon
so gewohnt, dem Künstler in dieser Rich¬
tung zu folgen, daſs oft die bloſse Nach¬
ahmung des Natürlichen, ohne den minde¬
sten Versuch zum Idealisiren, unsere For¬
derungen befriedigt, oft die Erdichtung der
Beziehungen, in denen man uns eine Hand¬
lung darstellt, völlig hinreicht, uns über
die gänzliche Abwesenheit alles Schönen zu
beruhigen. Eine unausbleibliche Folge die¬
ser Verrückung des eigentlichen Kunstziels
ist die Abzweigung der Kunst in so manche
ganz verschiedene Darstellungsarten, womit
es endlich dahin gekommen ist, daſs insbe¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/223>, abgerufen am 22.11.2024.
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