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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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zu einem harmonischen Ganzen vereinigt,
darstellen müsse, so wird uns bei der Aus¬
führung immer eines Jeden individueller
Schönheitssinn im Wege stehen, und jeder
Künstler, wie er selbst moralisch gross oder
klein ist, wie er auffassen, theilnehmen und
mittheilen kann, auch, wie er Gelegenheit
hatte, das einzelne Vortrefliche zu sammlen
und zu vergleichen, wird uns das Ideal sei¬
ner Phantasie mit andern Zügen schildern.
Fürwahr also, eine höchstverwickelte Auf¬
gabe, da, wo sich alle zuletzt auf ein un¬
willkührliches Gefallen und Nichtgefallen be¬
rufen, einen Ausspruch wagen, eine Wahl
treffen zu müssen, zumal da der Fall des
Kenners, des Kunstliebhabers und überhaupt
eines Jeden, der sich auf die Beurtheilung
eines Kunstwerkes einlässt, von dem Falle des
Künstlers in so fern nicht verschieden ist,
dass jeder von ihnen zu dieser Beurthei¬

zu einem harmonischen Ganzen vereinigt,
darstellen müsse, so wird uns bei der Aus¬
führung immer eines Jeden individueller
Schönheitssinn im Wege stehen, und jeder
Künstler, wie er selbst moralisch groſs oder
klein ist, wie er auffassen, theilnehmen und
mittheilen kann, auch, wie er Gelegenheit
hatte, das einzelne Vortrefliche zu sammlen
und zu vergleichen, wird uns das Ideal sei¬
ner Phantasie mit andern Zügen schildern.
Fürwahr also, eine höchstverwickelte Auf¬
gabe, da, wo sich alle zuletzt auf ein un¬
willkührliches Gefallen und Nichtgefallen be¬
rufen, einen Ausſpruch wagen, eine Wahl
treffen zu müssen, zumal da der Fall des
Kenners, des Kunstliebhabers und überhaupt
eines Jeden, der sich auf die Beurtheilung
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daſs jeder von ihnen zu dieser Beurthei¬

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[200/0212] zu einem harmonischen Ganzen vereinigt, darstellen müsse, so wird uns bei der Aus¬ führung immer eines Jeden individueller Schönheitssinn im Wege stehen, und jeder Künstler, wie er selbst moralisch groſs oder klein ist, wie er auffassen, theilnehmen und mittheilen kann, auch, wie er Gelegenheit hatte, das einzelne Vortrefliche zu sammlen und zu vergleichen, wird uns das Ideal sei¬ ner Phantasie mit andern Zügen schildern. Fürwahr also, eine höchstverwickelte Auf¬ gabe, da, wo sich alle zuletzt auf ein un¬ willkührliches Gefallen und Nichtgefallen be¬ rufen, einen Ausſpruch wagen, eine Wahl treffen zu müssen, zumal da der Fall des Kenners, des Kunstliebhabers und überhaupt eines Jeden, der sich auf die Beurtheilung eines Kunstwerkes einläſst, von dem Falle des Künstlers in so fern nicht verschieden ist, daſs jeder von ihnen zu dieser Beurthei¬

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/212>, abgerufen am 24.11.2024.