Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Erde bewohnen; wir wähnen auch wohl
uns selbst als letzten Zweck des Daseyns
aller Dinge um uns her. Allein ein geringer
Grad von Naturkenntniss kann uns aus die¬
sem Irrthum reissen. Ueberall stossen wir
auf Organisationen, die wir noch nicht ken¬
nen, die wir nicht zu brauchen wissen, deren
Verhältniss zu den übrigen Erdenwesen uns
räthselhaft bleibt; und wollen wir die Augen
öffnen, so wird sich uns täglich und stünd¬
lich die Ueberzeugung aufdrängen, dass wir
von der Art zu seyn, zu geniessen, des Da¬
seyns froh zu werden, und seine Bestim¬
mung zu erreichen, eines jeden andern Din¬
ges, ausser dem Menschen selbst, auf dem
Wege der Empfindung nichts Vollständiges
erfahren können, indem die Natur alles Iden¬
tificiren mit fremden Gattungen unmöglich
macht. Ein Wesen aber, mit dessen Organen
wir nicht empfinden, in dessen Lage wir

Erde bewohnen; wir wähnen auch wohl
uns selbst als letzten Zweck des Daseyns
aller Dinge um uns her. Allein ein geringer
Grad von Naturkenntniſs kann uns aus die¬
sem Irrthum reiſsen. Ueberall stoſsen wir
auf Organisationen, die wir noch nicht ken¬
nen, die wir nicht zu brauchen wissen, deren
Verhältniſs zu den übrigen Erdenwesen uns
räthselhaft bleibt; und wollen wir die Augen
öffnen, so wird sich uns täglich und stünd¬
lich die Ueberzeugung aufdrängen, daſs wir
von der Art zu seyn, zu genieſsen, des Da¬
seyns froh zu werden, und seine Bestim¬
mung zu erreichen, eines jeden andern Din¬
ges, auſser dem Menschen selbst, auf dem
Wege der Empfindung nichts Vollständiges
erfahren können, indem die Natur alles Iden¬
tificiren mit fremden Gattungen unmöglich
macht. Ein Wesen aber, mit dessen Organen
wir nicht empfinden, in dessen Lage wir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0210" n="198"/>
Erde bewohnen; wir wähnen auch wohl<lb/>
uns selbst als letzten Zweck des Daseyns<lb/>
aller Dinge um uns her. Allein ein geringer<lb/>
Grad von Naturkenntni&#x017F;s kann uns aus die¬<lb/>
sem Irrthum rei&#x017F;sen. Ueberall sto&#x017F;sen wir<lb/>
auf Organisationen, die wir noch nicht ken¬<lb/>
nen, die wir nicht zu brauchen wissen, deren<lb/>
Verhältni&#x017F;s zu den übrigen Erdenwesen uns<lb/>
räthselhaft bleibt; und wollen wir die Augen<lb/>
öffnen, so wird sich uns täglich und stünd¬<lb/>
lich die Ueberzeugung aufdrängen, da&#x017F;s wir<lb/>
von der Art zu seyn, zu genie&#x017F;sen, des Da¬<lb/>
seyns froh zu werden, und seine Bestim¬<lb/>
mung zu erreichen, eines jeden andern Din¬<lb/>
ges, au&#x017F;ser dem Menschen selbst, auf dem<lb/>
Wege der Empfindung nichts Vollständiges<lb/>
erfahren können, indem die Natur alles Iden¬<lb/>
tificiren mit fremden Gattungen unmöglich<lb/>
macht. Ein Wesen aber, mit dessen Organen<lb/>
wir nicht empfinden, in dessen Lage wir<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0210] Erde bewohnen; wir wähnen auch wohl uns selbst als letzten Zweck des Daseyns aller Dinge um uns her. Allein ein geringer Grad von Naturkenntniſs kann uns aus die¬ sem Irrthum reiſsen. Ueberall stoſsen wir auf Organisationen, die wir noch nicht ken¬ nen, die wir nicht zu brauchen wissen, deren Verhältniſs zu den übrigen Erdenwesen uns räthselhaft bleibt; und wollen wir die Augen öffnen, so wird sich uns täglich und stünd¬ lich die Ueberzeugung aufdrängen, daſs wir von der Art zu seyn, zu genieſsen, des Da¬ seyns froh zu werden, und seine Bestim¬ mung zu erreichen, eines jeden andern Din¬ ges, auſser dem Menschen selbst, auf dem Wege der Empfindung nichts Vollständiges erfahren können, indem die Natur alles Iden¬ tificiren mit fremden Gattungen unmöglich macht. Ein Wesen aber, mit dessen Organen wir nicht empfinden, in dessen Lage wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/210
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/210>, abgerufen am 25.11.2024.