Gottheit in Gestalt eines abgelebten Greises, den Richter des Weltalls schwach in seiner Uebermacht, wie einen gemeinen Tyrannen? Der Himmel und die Hölle sollten neben einander stehen in seinem Bilde, zwischen ihnen das Menschengeschlecht, schrecklich verurtheilt zur Seligkeit oder Verdammniss -- und ich sehe einen Raum, der höchstens fünf oder sechs Menschenlängen übereinan¬ der fassen kann, mit einem an der Erde hinschwebenden Nebel gefüllt, auf welchem einige Figuren müssig stehen, andere in ge¬ drängtem, schwerfälligem Phalanx hinauf¬ steigen, andere wildverschränkt mit stygi¬ schen Mächten zusammenstürzen über ein scheussliches Drachenhaupt? Ordnung und Einheit sollten unsere Blicke fesseln -- und es ist die Einheit, die Ordnung des Chaos? Wen diese Erfordernisse unbefriedigt liessen, der sollte noch der Schönheit huldigen; ein
I. Theil. L
Gottheit in Gestalt eines abgelebten Greises, den Richter des Weltalls schwach in seiner Uebermacht, wie einen gemeinen Tyrannen? Der Himmel und die Hölle sollten neben einander stehen in seinem Bilde, zwischen ihnen das Menschengeschlecht, schrecklich verurtheilt zur Seligkeit oder Verdammniſs — und ich sehe einen Raum, der höchstens fünf oder sechs Menschenlängen übereinan¬ der fassen kann, mit einem an der Erde hinschwebenden Nebel gefüllt, auf welchem einige Figuren müſsig stehen, andere in ge¬ drängtem, schwerfälligem Phalanx hinauf¬ steigen, andere wildverschränkt mit stygi¬ schen Mächten zusammenstürzen über ein scheuſsliches Drachenhaupt? Ordnung und Einheit sollten unsere Blicke fesseln — und es ist die Einheit, die Ordnung des Chaos? Wen diese Erfordernisse unbefriedigt lieſsen, der sollte noch der Schönheit huldigen; ein
I. Theil. L
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Gottheit in Gestalt eines abgelebten Greises,
den Richter des Weltalls schwach in seiner
Uebermacht, wie einen gemeinen Tyrannen?
Der Himmel und die Hölle sollten neben
einander stehen in seinem Bilde, zwischen
ihnen das Menschengeschlecht, schrecklich
verurtheilt zur Seligkeit oder Verdammniſs —
und ich sehe einen Raum, der höchstens
fünf oder sechs Menschenlängen übereinan¬
der fassen kann, mit einem an der Erde
hinschwebenden Nebel gefüllt, auf welchem
einige Figuren müſsig stehen, andere in ge¬
drängtem, schwerfälligem Phalanx hinauf¬
steigen, andere wildverschränkt mit stygi¬
schen Mächten zusammenstürzen über ein
scheuſsliches Drachenhaupt? Ordnung und
Einheit sollten unsere Blicke fesseln — und
es ist die Einheit, die Ordnung des Chaos?
Wen diese Erfordernisse unbefriedigt lieſsen,
der sollte noch der Schönheit huldigen; ein
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/173>, abgerufen am 22.11.2024.
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