ihm nicht wenigstens die Magie seines Ko¬ lorits, die seit mehr als hundert Jahren so oft gepriesen ward und noch in voller Kraft besteht? "Dieses Fleisch, wird der Kenner sagen, ist wahres blutreiches Fleisch; diese zarte, sammetweiche Haut glaubt man an¬ fühlen zu müssen; diese Lippen glühen mit lebendigem Purpur; überall sieht man deut¬ lich, daß die Wirkung der Farben und des Aussehens verschiedener Oberflächen dem Gedächtnisse dieses großen Künstlers tief eingeprägt worden ist, und daß er auch die Kunst besessen hat, beides mit Wahr¬ heit darzustellen." Ich wünsche immer, wenn ich diese Lobsprüche mit anhören muß, daß gleich ein gutes lebendiges Modell zur Hand wäre, welches man entkleiden und neben ein Bild von Rubens hinstellen könnte. Man würde dann gar bald gewahr werden, daß jener Zauber, der so mächtig
ihm nicht wenigstens die Magie seines Ko¬ lorits, die seit mehr als hundert Jahren so oft gepriesen ward und noch in voller Kraft besteht? «Dieses Fleisch, wird der Kenner sagen, ist wahres blutreiches Fleisch; diese zarte, sammetweiche Haut glaubt man an¬ fühlen zu müssen; diese Lippen glühen mit lebendigem Purpur; überall sieht man deut¬ lich, daß die Wirkung der Farben und des Ausſehens verschiedener Oberflächen dem Gedächtnisse dieses großen Künstlers tief eingeprägt worden ist, und daß er auch die Kunst besessen hat, beides mit Wahr¬ heit darzustellen.» Ich wünsche immer, wenn ich diese Lobsprüche mit anhören muß, daß gleich ein gutes lebendiges Modell zur Hand wäre, welches man entkleiden und neben ein Bild von Rubens hinstellen könnte. Man würde dann gar bald gewahr werden, daß jener Zauber, der so mächtig
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ihm nicht wenigstens die Magie seines Ko¬
lorits, die seit mehr als hundert Jahren so
oft gepriesen ward und noch in voller Kraft
besteht? «Dieses Fleisch, wird der Kenner
sagen, ist wahres blutreiches Fleisch; diese
zarte, sammetweiche Haut glaubt man an¬
fühlen zu müssen; diese Lippen glühen mit
lebendigem Purpur; überall sieht man deut¬
lich, daß die Wirkung der Farben und des
Ausſehens verschiedener Oberflächen dem
Gedächtnisse dieses großen Künstlers tief
eingeprägt worden ist, und daß er auch
die Kunst besessen hat, beides mit Wahr¬
heit darzustellen.» Ich wünsche immer,
wenn ich diese Lobsprüche mit anhören
muß, daß gleich ein gutes lebendiges Modell
zur Hand wäre, welches man entkleiden
und neben ein Bild von Rubens hinstellen
könnte. Man würde dann gar bald gewahr
werden, daß jener Zauber, der so mächtig
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/168>, abgerufen am 22.11.2024.
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