durch diese Bewegung Aufmerksamkeit er¬ regen, Handlung andeuten, Eindruck machen wollte; allein eben darin liegt das Versehen, dass er dies alles durch Geberdenspiel er¬ zwingen wollte. Er verwechselt also Seelen¬ ausdruck mit Leidenschaft; anstatt uns beim Gefühl zu fassen, deklamirt er uns vor. Dieser Fehler ist der flammändischen Schule eigen; das blos Physische fesselt sie zu sehr, füllt so ganz ihre Einbildungskraft, dass ihr keine Hermeneutik der inneren Geisteskräfte möglich ist; grobe Pathognomik sieht man zwar bei diesen Künstlern; Leidenschaft, oder auch sinnliches Gefühl können sie schil¬ dern: aber Seelengrösse, Erhabenheit, Ge¬ dankenfülle, gehaltene Kraft, Zartheit des unterscheidenden Sinnes, kurz alles was den Menschen adelt, ist bei ihnen das Werk des Zufalls oder einer höchstseltenen Aus¬ nahme.
durch diese Bewegung Aufmerksamkeit er¬ regen, Handlung andeuten, Eindruck machen wollte; allein eben darin liegt das Versehen, daſs er dies alles durch Geberdenspiel er¬ zwingen wollte. Er verwechselt also Seelen¬ ausdruck mit Leidenschaft; anstatt uns beim Gefühl zu fassen, deklamirt er uns vor. Dieser Fehler ist der flammändischen Schule eigen; das blos Physische fesselt sie zu sehr, füllt so ganz ihre Einbildungskraft, daſs ihr keine Hermeneutik der inneren Geisteskräfte möglich ist; grobe Pathognomik sieht man zwar bei diesen Künstlern; Leidenschaft, oder auch sinnliches Gefühl können sie schil¬ dern: aber Seelengröſse, Erhabenheit, Ge¬ dankenfülle, gehaltene Kraft, Zartheit des unterscheidenden Sinnes, kurz alles was den Menschen adelt, ist bei ihnen das Werk des Zufalls oder einer höchstseltenen Aus¬ nahme.
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durch diese Bewegung Aufmerksamkeit er¬
regen, Handlung andeuten, Eindruck machen
wollte; allein eben darin liegt das Versehen,
daſs er dies alles durch Geberdenspiel er¬
zwingen wollte. Er verwechselt also Seelen¬
ausdruck mit Leidenschaft; anstatt uns beim
Gefühl zu fassen, deklamirt er uns vor.
Dieser Fehler ist der flammändischen Schule
eigen; das blos Physische fesselt sie zu sehr,
füllt so ganz ihre Einbildungskraft, daſs ihr
keine Hermeneutik der inneren Geisteskräfte
möglich ist; grobe Pathognomik sieht man
zwar bei diesen Künstlern; Leidenschaft,
oder auch sinnliches Gefühl können sie schil¬
dern: aber Seelengröſse, Erhabenheit, Ge¬
dankenfülle, gehaltene Kraft, Zartheit des
unterscheidenden Sinnes, kurz alles was den
Menschen adelt, ist bei ihnen das Werk
des Zufalls oder einer höchstseltenen Aus¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/153>, abgerufen am 24.11.2024.
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