Gewohnheit, die uns dergleichen Vorstellun¬ gen erträglich macht, würde es unmöglich seyn, in dieser kümmerlichen Menschenge¬ stalt die erste Person des unsichtbaren Got¬ tes, der ein unendlicher Geist ist, zu erken¬ nen. Doch wir wollen es mit dieser Figur so genau nicht nehmen; Rubens verräth seine Verlegenheit hinlänglich, indem er sie im Hintergrunde hält, in sich gekehrt, mit halbgeschlossenen Augen, an dem was unten vorgeht keinen Theil nehmen, und an allem was Grösse und Göttlichkeit bezeichnen könn¬ te, leer ausgehen lässt, vermuthlich, damit die Hauptfigur so reich als möglich erschei¬ nen möge. Tiefer hinabwärts sitzt auf den Wolken der Sohn Gottes. Über seinem Haupte schwebt die göttliche Taube, oder, wenn man darüber streiten wollte, wenig¬ stens gewiss ein Vogel; und eben so schweben auch, jedoch weder beseelt noch beflügelt,
Gewohnheit, die uns dergleichen Vorstellun¬ gen erträglich macht, würde es unmöglich seyn, in dieser kümmerlichen Menschenge¬ stalt die erste Person des unsichtbaren Got¬ tes, der ein unendlicher Geist ist, zu erken¬ nen. Doch wir wollen es mit dieser Figur so genau nicht nehmen; Rubens verräth seine Verlegenheit hinlänglich, indem er sie im Hintergrunde hält, in sich gekehrt, mit halbgeschlossenen Augen, an dem was unten vorgeht keinen Theil nehmen, und an allem was Gröſse und Göttlichkeit bezeichnen könn¬ te, leer ausgehen läſst, vermuthlich, damit die Hauptfigur so reich als möglich erschei¬ nen möge. Tiefer hinabwärts sitzt auf den Wolken der Sohn Gottes. Über seinem Haupte schwebt die göttliche Taube, oder, wenn man darüber streiten wollte, wenig¬ stens gewiſs ein Vogel; und eben so schweben auch, jedoch weder beseelt noch beflügelt,
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Gewohnheit, die uns dergleichen Vorstellun¬
gen erträglich macht, würde es unmöglich
seyn, in dieser kümmerlichen Menschenge¬
stalt die erste Person des unsichtbaren Got¬
tes, der ein unendlicher Geist ist, zu erken¬
nen. Doch wir wollen es mit dieser Figur
so genau nicht nehmen; Rubens verräth seine
Verlegenheit hinlänglich, indem er sie im
Hintergrunde hält, in sich gekehrt, mit
halbgeschlossenen Augen, an dem was unten
vorgeht keinen Theil nehmen, und an allem
was Gröſse und Göttlichkeit bezeichnen könn¬
te, leer ausgehen läſst, vermuthlich, damit
die Hauptfigur so reich als möglich erschei¬
nen möge. Tiefer hinabwärts sitzt auf den
Wolken der Sohn Gottes. Über seinem
Haupte schwebt die göttliche Taube, oder,
wenn man darüber streiten wollte, wenig¬
stens gewiſs ein Vogel; und eben so schweben
auch, jedoch weder beseelt noch beflügelt,
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/150>, abgerufen am 24.11.2024.
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