Auf Verstand und Phantasie wirkt man aber weit öfter durch die Empfindung, als umgekehrt. Wenn wir zum eigenen Her¬ vorbringen zu kraftlos, zum Urtheilen und Vergleichen zu träge sind, dann geniessen wir noch durch die Berührung verschieden¬ artiger Gegenstände, die auch ohne unser deutliches Bewusstseyn ihre Grade der phy¬ sischen Uebereinstimmung oder des Missver¬ ständnisses mit uns haben, uns anziehen oder abstossen, angenehm oder widrig auf uns wirken. Mittelbar, durch die Sprache, kön¬ nen sogar diese Empfindungen von Herz zu Herz sich fortpflanzen; dies beweiset insbe¬ sondere der Reiz, den Romane, Gedichte und andere leichte, unterhaltende Schriften für den grössten Theil der Lesewelt haben, und die Erschütterung, welche die darin geschilderten Empfindungen so allgemein ver¬ ursachen. Diese Voraussetzungen scheinen
Auf Verstand und Phantasie wirkt man aber weit öfter durch die Empfindung, als umgekehrt. Wenn wir zum eigenen Her¬ vorbringen zu kraftlos, zum Urtheilen und Vergleichen zu träge sind, dann genieſsen wir noch durch die Berührung verschieden¬ artiger Gegenstände, die auch ohne unser deutliches Bewuſstseyn ihre Grade der phy¬ sischen Uebereinstimmung oder des Miſsver¬ ständnisses mit uns haben, uns anziehen oder abstoſsen, angenehm oder widrig auf uns wirken. Mittelbar, durch die Sprache, kön¬ nen sogar diese Empfindungen von Herz zu Herz sich fortpflanzen; dies beweiset insbe¬ sondere der Reiz, den Romane, Gedichte und andere leichte, unterhaltende Schriften für den gröſsten Theil der Lesewelt haben, und die Erschütterung, welche die darin geschilderten Empfindungen so allgemein ver¬ ursachen. Diese Vorausſetzungen scheinen
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Auf Verstand und Phantasie wirkt man
aber weit öfter durch die Empfindung, als
umgekehrt. Wenn wir zum eigenen Her¬
vorbringen zu kraftlos, zum Urtheilen und
Vergleichen zu träge sind, dann genieſsen
wir noch durch die Berührung verschieden¬
artiger Gegenstände, die auch ohne unser
deutliches Bewuſstseyn ihre Grade der phy¬
sischen Uebereinstimmung oder des Miſsver¬
ständnisses mit uns haben, uns anziehen
oder abstoſsen, angenehm oder widrig auf uns
wirken. Mittelbar, durch die Sprache, kön¬
nen sogar diese Empfindungen von Herz zu
Herz sich fortpflanzen; dies beweiset insbe¬
sondere der Reiz, den Romane, Gedichte
und andere leichte, unterhaltende Schriften
für den gröſsten Theil der Lesewelt haben,
und die Erschütterung, welche die darin
geschilderten Empfindungen so allgemein ver¬
ursachen. Diese Vorausſetzungen scheinen
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/132>, abgerufen am 24.11.2024.
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