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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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sich also in Kölln den Grundsatz, dass ge¬
gen den Feind alle Vortheile gelten; und
in einer Sache, wo es keinen haltbaren Grund
giebt, in der Sache geistlicher Verfolgungs¬
sucht, ist freilich das schlechteste Argument
so viel werth, wie jedes andere, sobald man
es nur geltend machen kann. Der Gewis¬
senhafte, der sich bemüht, der strengen
Wahrheit und der Vernunft treu zu bleiben,
kommt gegen einen Widersacher nicht auf,
welcher wissentlich zu täuschen und zu
übertäuben sucht, und zu seinem Zwecke
alle Mittel für erlaubt hält.

Die Zeiten, sagt man, sind vorbei, da
der Scholastiker fragen durfte, was Aristo¬
teles von diesem oder jenem Geheimnisse
der katholischen Lehre, zum Beispiel, von
der Jungfrauschaft der Mutter Gottes, ge¬
halten habe? Ich hingegen behaupte, dass
diese Zeiten nie ganz aufhören können, so

lange

sich also in Kölln den Grundsatz, daſs ge¬
gen den Feind alle Vortheile gelten; und
in einer Sache, wo es keinen haltbaren Grund
giebt, in der Sache geistlicher Verfolgungs¬
sucht, ist freilich das schlechteste Argument
so viel werth, wie jedes andere, sobald man
es nur geltend machen kann. Der Gewis¬
senhafte, der sich bemüht, der strengen
Wahrheit und der Vernunft treu zu bleiben,
kommt gegen einen Widersacher nicht auf,
welcher wissentlich zu täuschen und zu
übertäuben sucht, und zu seinem Zwecke
alle Mittel für erlaubt hält.

Die Zeiten, sagt man, sind vorbei, da
der Scholastiker fragen durfte, was Aristo¬
teles von diesem oder jenem Geheimnisse
der katholischen Lehre, zum Beispiel, von
der Jungfrauschaft der Mutter Gottes, ge¬
halten habe? Ich hingegen behaupte, daſs
diese Zeiten nie ganz aufhören können, so

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[96/0108] sich also in Kölln den Grundsatz, daſs ge¬ gen den Feind alle Vortheile gelten; und in einer Sache, wo es keinen haltbaren Grund giebt, in der Sache geistlicher Verfolgungs¬ sucht, ist freilich das schlechteste Argument so viel werth, wie jedes andere, sobald man es nur geltend machen kann. Der Gewis¬ senhafte, der sich bemüht, der strengen Wahrheit und der Vernunft treu zu bleiben, kommt gegen einen Widersacher nicht auf, welcher wissentlich zu täuschen und zu übertäuben sucht, und zu seinem Zwecke alle Mittel für erlaubt hält. Die Zeiten, sagt man, sind vorbei, da der Scholastiker fragen durfte, was Aristo¬ teles von diesem oder jenem Geheimnisse der katholischen Lehre, zum Beispiel, von der Jungfrauschaft der Mutter Gottes, ge¬ halten habe? Ich hingegen behaupte, daſs diese Zeiten nie ganz aufhören können, so lange

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/108>, abgerufen am 24.11.2024.