gestreifte Leinwand gekleidet, beide in zierlichen weißen Häubchen. Die ältere, von einem gewissen Selbstbewußtsein getragen, begnügte sich mit einem kurzen Knix, während die jüngere, verlegen lächelnd, eine kleine Kopfverbeugung machte.
Schultz gab den Damen die Hand, war überhaupt in bester Stimmung und sagte dann, während er sich zu mir wandte: "Das sind nun also die zwei Schwestern, die du zu regelrechten Pharmazeutinnen heranzubilden haben wirst. Denn sie sollen, wie vorgeschrieben, ein richtiges Examen machen. Thue dein Bestes, - sie werden gewiß ihr Bestes thun. Uebrigens muß ich dir noch ihre Namen nennen: Schwester Emmy Dankwerts, Schwester Aurelie von Platen."
Und damit ging er und überließ uns unserem Schicksal.
Emmy Dankwerts mochte 35 sein. Sie stammte aus einer bekannten hannöverschen Predigerfamilie, deren Mitglieder, besonders im Lüneburgischen, durch Geschlechter hin ihre Pfarren gehabt hatten und auch heute noch haben. Auf einem Dorfe in der "Heide" war sie geboren und erzogen. Wahrscheinlich gehörte sie zu den ich glaube zwölf Schwestern, die von Kaiserswerth her, wo Pastor Fliedner schon seit Jahren einem Diakonissinnenhause vorstand, nach Berlin hin übernommen waren. Es war eine ganz
gestreifte Leinwand gekleidet, beide in zierlichen weißen Häubchen. Die ältere, von einem gewissen Selbstbewußtsein getragen, begnügte sich mit einem kurzen Knix, während die jüngere, verlegen lächelnd, eine kleine Kopfverbeugung machte.
Schultz gab den Damen die Hand, war überhaupt in bester Stimmung und sagte dann, während er sich zu mir wandte: „Das sind nun also die zwei Schwestern, die du zu regelrechten Pharmazeutinnen heranzubilden haben wirst. Denn sie sollen, wie vorgeschrieben, ein richtiges Examen machen. Thue dein Bestes, – sie werden gewiß ihr Bestes thun. Uebrigens muß ich dir noch ihre Namen nennen: Schwester Emmy Dankwerts, Schwester Aurelie von Platen.“
Und damit ging er und überließ uns unserem Schicksal.
Emmy Dankwerts mochte 35 sein. Sie stammte aus einer bekannten hannöverschen Predigerfamilie, deren Mitglieder, besonders im Lüneburgischen, durch Geschlechter hin ihre Pfarren gehabt hatten und auch heute noch haben. Auf einem Dorfe in der „Heide“ war sie geboren und erzogen. Wahrscheinlich gehörte sie zu den ich glaube zwölf Schwestern, die von Kaiserswerth her, wo Pastor Fliedner schon seit Jahren einem Diakonissinnenhause vorstand, nach Berlin hin übernommen waren. Es war eine ganz
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gestreifte Leinwand gekleidet, beide in zierlichen weißen Häubchen. Die ältere, von einem gewissen Selbstbewußtsein getragen, begnügte sich mit einem kurzen Knix, während die jüngere, verlegen lächelnd, eine kleine Kopfverbeugung machte.</p><lb/><p>Schultz gab den Damen die Hand, war überhaupt in bester Stimmung und sagte dann, während er sich zu mir wandte: „Das sind nun also die zwei Schwestern, die du zu regelrechten Pharmazeutinnen heranzubilden haben wirst. Denn sie sollen, wie vorgeschrieben, ein richtiges Examen machen. Thue dein Bestes, –<hirendition="#g">sie</hi> werden gewiß ihr Bestes thun. Uebrigens muß ich dir noch ihre Namen nennen: Schwester Emmy Dankwerts, Schwester Aurelie von Platen.“</p><lb/><p>Und damit ging er und überließ uns unserem Schicksal.</p><lb/><p>Emmy Dankwerts mochte 35 sein. Sie stammte aus einer bekannten hannöverschen Predigerfamilie, deren Mitglieder, besonders im Lüneburgischen, durch Geschlechter hin ihre Pfarren gehabt hatten und auch heute noch haben. Auf einem Dorfe in der „Heide“ war sie geboren und erzogen. Wahrscheinlich gehörte sie zu den ich glaube zwölf Schwestern, die von Kaiserswerth her, wo Pastor Fliedner schon seit Jahren einem Diakonissinnenhause vorstand, nach Berlin hin übernommen waren. Es war eine ganz<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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gestreifte Leinwand gekleidet, beide in zierlichen weißen Häubchen. Die ältere, von einem gewissen Selbstbewußtsein getragen, begnügte sich mit einem kurzen Knix, während die jüngere, verlegen lächelnd, eine kleine Kopfverbeugung machte.
Schultz gab den Damen die Hand, war überhaupt in bester Stimmung und sagte dann, während er sich zu mir wandte: „Das sind nun also die zwei Schwestern, die du zu regelrechten Pharmazeutinnen heranzubilden haben wirst. Denn sie sollen, wie vorgeschrieben, ein richtiges Examen machen. Thue dein Bestes, – sie werden gewiß ihr Bestes thun. Uebrigens muß ich dir noch ihre Namen nennen: Schwester Emmy Dankwerts, Schwester Aurelie von Platen.“
Und damit ging er und überließ uns unserem Schicksal.
Emmy Dankwerts mochte 35 sein. Sie stammte aus einer bekannten hannöverschen Predigerfamilie, deren Mitglieder, besonders im Lüneburgischen, durch Geschlechter hin ihre Pfarren gehabt hatten und auch heute noch haben. Auf einem Dorfe in der „Heide“ war sie geboren und erzogen. Wahrscheinlich gehörte sie zu den ich glaube zwölf Schwestern, die von Kaiserswerth her, wo Pastor Fliedner schon seit Jahren einem Diakonissinnenhause vorstand, nach Berlin hin übernommen waren. Es war eine ganz
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/657>, abgerufen am 23.07.2024.
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