Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.Fürsprecher gemacht. Leider ohne Erfolg. Ich sage "leider", aber nur aus menschlicher Mitempfindung heraus, während ich im übrigen der kriegsministeriellen Entscheidung, die Techow für immer vom vaterländischen Boden ausschloß, zustimme. Es giebt eben Dinge, Gott sei Dank nicht oft, bei denen nicht gespaßt werden darf und wo der ausnahmsweise wirkliche Ernst der Sache - das Meiste ist bloß Larifari - das Gemütlichsein verbietet . . Wir trafen also Nachmittag bei Techow ein. Die Kasematte, drin er saß, glich einem in einen Eisenbahndamm eingeschnittenen Kellerraum, hatte aber nichts sonderlich Bedrückliches. Techow war lebhaft, quick, elastisch. Was gesprochen wurde, weiß ich nicht mehr, trotzdem ich sonst immer bei unalltäglichen Gelegenheiten gut aufzupassen verstand. Ueber Techow's weitres Leben zu berichten, über seine Flucht, seinen Aufenthalt erst in London, und dann in Melbourne - wo er Droschkenkutscher war - und endlich über seine Rückkehr an die Heimatsthür, um an dieser abgewiesen zu werden, - dazu ist hier nicht der Ort. Ich erzähle deshalb lieber ein paar Einzelheiten aus dem Leben, das die "Sieben Weisen des Hippelschen Kellers" damals führten, gleich hinzusetzend: relata refero. Einige Mitglieder des Kreises verheirateten sich. Fürsprecher gemacht. Leider ohne Erfolg. Ich sage „leider“, aber nur aus menschlicher Mitempfindung heraus, während ich im übrigen der kriegsministeriellen Entscheidung, die Techow für immer vom vaterländischen Boden ausschloß, zustimme. Es giebt eben Dinge, Gott sei Dank nicht oft, bei denen nicht gespaßt werden darf und wo der ausnahmsweise wirkliche Ernst der Sache – das Meiste ist bloß Larifari – das Gemütlichsein verbietet . . Wir trafen also Nachmittag bei Techow ein. Die Kasematte, drin er saß, glich einem in einen Eisenbahndamm eingeschnittenen Kellerraum, hatte aber nichts sonderlich Bedrückliches. Techow war lebhaft, quick, elastisch. Was gesprochen wurde, weiß ich nicht mehr, trotzdem ich sonst immer bei unalltäglichen Gelegenheiten gut aufzupassen verstand. Ueber Techow’s weitres Leben zu berichten, über seine Flucht, seinen Aufenthalt erst in London, und dann in Melbourne – wo er Droschkenkutscher war – und endlich über seine Rückkehr an die Heimatsthür, um an dieser abgewiesen zu werden, – dazu ist hier nicht der Ort. Ich erzähle deshalb lieber ein paar Einzelheiten aus dem Leben, das die „Sieben Weisen des Hippelschen Kellers“ damals führten, gleich hinzusetzend: relata refero. Einige Mitglieder des Kreises verheirateten sich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="56"/> Fürsprecher gemacht. Leider ohne Erfolg. Ich sage „leider“, aber nur aus menschlicher Mitempfindung heraus, während ich im übrigen der kriegsministeriellen Entscheidung, die Techow für immer vom vaterländischen Boden ausschloß, zustimme. Es giebt eben Dinge, Gott sei Dank nicht oft, bei denen nicht gespaßt werden darf und wo der ausnahmsweise <hi rendition="#g">wirkliche</hi> Ernst der Sache – das Meiste ist bloß Larifari – das Gemütlichsein verbietet . . Wir trafen also Nachmittag bei Techow ein. Die Kasematte, drin er saß, glich einem in einen Eisenbahndamm eingeschnittenen Kellerraum, hatte aber nichts sonderlich Bedrückliches. Techow war lebhaft, quick, elastisch. Was gesprochen wurde, weiß ich nicht mehr, trotzdem ich sonst immer bei unalltäglichen Gelegenheiten gut aufzupassen verstand. Ueber Techow’s weitres Leben zu berichten, über seine Flucht, seinen Aufenthalt erst in London, und dann in Melbourne – wo er Droschkenkutscher war – und endlich über seine Rückkehr an die Heimatsthür, um an dieser abgewiesen zu werden, – dazu ist hier nicht der Ort. Ich erzähle deshalb lieber ein paar Einzelheiten aus dem Leben, das die „Sieben Weisen des Hippelschen Kellers“ damals führten, gleich hinzusetzend: <hi rendition="#aq">relata refero</hi>.</p><lb/> <p>Einige Mitglieder des Kreises verheirateten sich.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0065]
Fürsprecher gemacht. Leider ohne Erfolg. Ich sage „leider“, aber nur aus menschlicher Mitempfindung heraus, während ich im übrigen der kriegsministeriellen Entscheidung, die Techow für immer vom vaterländischen Boden ausschloß, zustimme. Es giebt eben Dinge, Gott sei Dank nicht oft, bei denen nicht gespaßt werden darf und wo der ausnahmsweise wirkliche Ernst der Sache – das Meiste ist bloß Larifari – das Gemütlichsein verbietet . . Wir trafen also Nachmittag bei Techow ein. Die Kasematte, drin er saß, glich einem in einen Eisenbahndamm eingeschnittenen Kellerraum, hatte aber nichts sonderlich Bedrückliches. Techow war lebhaft, quick, elastisch. Was gesprochen wurde, weiß ich nicht mehr, trotzdem ich sonst immer bei unalltäglichen Gelegenheiten gut aufzupassen verstand. Ueber Techow’s weitres Leben zu berichten, über seine Flucht, seinen Aufenthalt erst in London, und dann in Melbourne – wo er Droschkenkutscher war – und endlich über seine Rückkehr an die Heimatsthür, um an dieser abgewiesen zu werden, – dazu ist hier nicht der Ort. Ich erzähle deshalb lieber ein paar Einzelheiten aus dem Leben, das die „Sieben Weisen des Hippelschen Kellers“ damals führten, gleich hinzusetzend: relata refero.
Einige Mitglieder des Kreises verheirateten sich.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
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Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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