Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.zu geben wußte, hätte er, bei mehr Kompositionstalent, gerade in der Ballade Bedeutendes leisten müssen. Am dichterisch höchsten, wenigstens in allem, was die Form angeht, steht er in Schöpfungen, die verhältnismäßig zu geringer Geltung gekommen sind: in seinen Oden und Hymnen, also in Dichtungen, in denen er recht eigentlich als Schüler Platens auftritt, dem er in sprachlicher Vollendung sehr nahe kommt und an Empfindungswärme gelegentlich übertrifft. Ein Meisterstück ist seine 1847 geschriebene Ode "An Alexander von Humboldt". Ins Zeichen der Wage trat die Sonne Durch zelliges Moos der Trieb der Atome kreist.Bei Deiner Geburt. Gleichmaß und Gesetz Zu finden erschienst Du, sei's im Weltraum, Wo kreisender Stoff An Stoffe gebannt, Sei's, wo in des Meergrunds tiefster Verborgenheit Der Dichter entrollt dann im weiteren den Menschheits- und Kulturgang und zeigt uns, wie das Licht der Erkenntnis das Dunkel des Aberglaubens zu besiegen beginnt. Schon lichtete sich's, und aus der Krippe Sah liebend empor Der lächelnde Gott. zu geben wußte, hätte er, bei mehr Kompositionstalent, gerade in der Ballade Bedeutendes leisten müssen. Am dichterisch höchsten, wenigstens in allem, was die Form angeht, steht er in Schöpfungen, die verhältnismäßig zu geringer Geltung gekommen sind: in seinen Oden und Hymnen, also in Dichtungen, in denen er recht eigentlich als Schüler Platens auftritt, dem er in sprachlicher Vollendung sehr nahe kommt und an Empfindungswärme gelegentlich übertrifft. Ein Meisterstück ist seine 1847 geschriebene Ode „An Alexander von Humboldt“. Ins Zeichen der Wage trat die Sonne Durch zelliges Moos der Trieb der Atome kreist.Bei Deiner Geburt. Gleichmaß und Gesetz Zu finden erschienst Du, sei’s im Weltraum, Wo kreisender Stoff An Stoffe gebannt, Sei’s, wo in des Meergrunds tiefster Verborgenheit Der Dichter entrollt dann im weiteren den Menschheits- und Kulturgang und zeigt uns, wie das Licht der Erkenntnis das Dunkel des Aberglaubens zu besiegen beginnt. Schon lichtete sich’s, und aus der Krippe Sah liebend empor Der lächelnde Gott. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0496" n="487"/> zu geben wußte, hätte er, bei mehr Kompositionstalent, gerade in der Ballade Bedeutendes leisten müssen.</p><lb/> <p>Am dichterisch höchsten, wenigstens in allem, was die Form angeht, steht er in Schöpfungen, die verhältnismäßig zu geringer Geltung gekommen sind: in seinen Oden und Hymnen, also in Dichtungen, in denen er recht eigentlich als Schüler Platens auftritt, dem er in sprachlicher Vollendung sehr nahe kommt und an Empfindungswärme gelegentlich übertrifft. Ein Meisterstück ist seine 1847 geschriebene Ode „An Alexander von Humboldt“.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Ins Zeichen der Wage trat die Sonne</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bei Deiner Geburt.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Gleichmaß und Gesetz</hi> </l><lb/> <l>Zu finden erschienst Du, sei’s im Weltraum,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wo kreisender Stoff</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">An Stoffe gebannt,</hi> </l><lb/> <l>Sei’s, wo in des Meergrunds tiefster Verborgenheit</l> </lg><lb/> <l>Durch zelliges Moos der Trieb der Atome kreist.</l><lb/> <p>Der Dichter entrollt dann im weiteren den Menschheits- und Kulturgang und zeigt uns, wie das Licht der Erkenntnis das Dunkel des Aberglaubens zu besiegen beginnt.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Schon lichtete sich’s, und aus der Krippe</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Sah liebend empor</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Der lächelnde Gott.</hi> </l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [487/0496]
zu geben wußte, hätte er, bei mehr Kompositionstalent, gerade in der Ballade Bedeutendes leisten müssen.
Am dichterisch höchsten, wenigstens in allem, was die Form angeht, steht er in Schöpfungen, die verhältnismäßig zu geringer Geltung gekommen sind: in seinen Oden und Hymnen, also in Dichtungen, in denen er recht eigentlich als Schüler Platens auftritt, dem er in sprachlicher Vollendung sehr nahe kommt und an Empfindungswärme gelegentlich übertrifft. Ein Meisterstück ist seine 1847 geschriebene Ode „An Alexander von Humboldt“.
Ins Zeichen der Wage trat die Sonne
Bei Deiner Geburt.
Gleichmaß und Gesetz
Zu finden erschienst Du, sei’s im Weltraum,
Wo kreisender Stoff
An Stoffe gebannt,
Sei’s, wo in des Meergrunds tiefster Verborgenheit
Durch zelliges Moos der Trieb der Atome kreist.
Der Dichter entrollt dann im weiteren den Menschheits- und Kulturgang und zeigt uns, wie das Licht der Erkenntnis das Dunkel des Aberglaubens zu besiegen beginnt.
Schon lichtete sich’s, und aus der Krippe
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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