Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.neue darüber einig geworden und hatten unseren Dichterbund auf dieses Dogma hin abermals besiegelt. Wenige Wochen später wurde das Danewirk durch unsere Garden erstürmt, und Lepel war mit dabei. Noch am selben Abend schrieb er mir von Schleswig aus einen kurzen Brief, wohl eigentlich nur, um in Erinnerung an unser Dogma mit den Worten zu schließen: "Uebrigens hab ich dir zu bekennen, daß ich, als wir bis auf dreihundert Schritt heran waren, ganz drüber nachzudenken vergaß, ob es einen Stoff abwürfe oder nicht*) *) Noch im Sommer desselben Jahres nahm Lepel seinen Abschied und bezog ein in der Nähe von Köpenick gelegenes Schlößchen. Wir korrespondierten. Als nun jene Novembertage heranrückten, wo die Garden - Lepel nicht mehr dabei - von Schleswig her wieder herangezogen wurden, um die konstituierende Versammlung aufzulösen oder ihr wenigstens einen Ortswechsel aufzuzwingen, schrieb ich in größter Aufregung an ihn und bat ihn - indem ich halbspöttisch einfügte, daß er in seinem "Schloß" doch wohl eine Rüstkammer haben würde - "mir ein Muskedonner zu schicken." Nun würde mir, glaub' ich, auf solch Ansinnen hin, jeder andere Königstreue die Freundschaft gekündigt haben, es entsprach aber ganz Lepels Wesen, daß ihm meine provozierende Tollheit nur spaßhaft vorkam, - und wenn er vielleicht doch noch geschwankt hätte, so würde mich das von mir gebrauchte Wort "Muskedonner" unter allen Umständen gerettet haben. Solchem grotesken Ausdruck konnte er nicht widerstehen. Er antwortete mir also in vollkommen guter Laune und begnügte sich damit, mich zu ridikülisieren.
neue darüber einig geworden und hatten unseren Dichterbund auf dieses Dogma hin abermals besiegelt. Wenige Wochen später wurde das Danewirk durch unsere Garden erstürmt, und Lepel war mit dabei. Noch am selben Abend schrieb er mir von Schleswig aus einen kurzen Brief, wohl eigentlich nur, um in Erinnerung an unser Dogma mit den Worten zu schließen: „Uebrigens hab ich dir zu bekennen, daß ich, als wir bis auf dreihundert Schritt heran waren, ganz drüber nachzudenken vergaß, ob es einen Stoff abwürfe oder nicht*) *) Noch im Sommer desselben Jahres nahm Lepel seinen Abschied und bezog ein in der Nähe von Köpenick gelegenes Schlößchen. Wir korrespondierten. Als nun jene Novembertage heranrückten, wo die Garden – Lepel nicht mehr dabei – von Schleswig her wieder herangezogen wurden, um die konstituierende Versammlung aufzulösen oder ihr wenigstens einen Ortswechsel aufzuzwingen, schrieb ich in größter Aufregung an ihn und bat ihn – indem ich halbspöttisch einfügte, daß er in seinem „Schloß“ doch wohl eine Rüstkammer haben würde – „mir ein Muskedonner zu schicken.“ Nun würde mir, glaub’ ich, auf solch Ansinnen hin, jeder andere Königstreue die Freundschaft gekündigt haben, es entsprach aber ganz Lepels Wesen, daß ihm meine provozierende Tollheit nur spaßhaft vorkam, – und wenn er vielleicht doch noch geschwankt hätte, so würde mich das von mir gebrauchte Wort „Muskedonner“ unter allen Umständen gerettet haben. Solchem grotesken Ausdruck konnte er nicht widerstehen. Er antwortete mir also in vollkommen guter Laune und begnügte sich damit, mich zu ridikülisieren.
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neue darüber einig geworden und hatten unseren Dichterbund auf dieses Dogma hin abermals besiegelt. Wenige Wochen später wurde das Danewirk durch unsere Garden erstürmt, und Lepel war mit dabei. Noch am selben Abend schrieb er mir von Schleswig aus einen kurzen Brief, wohl eigentlich nur, um in Erinnerung an unser Dogma mit den Worten zu schließen: „Uebrigens hab ich dir zu bekennen, daß ich, als wir bis auf dreihundert Schritt heran waren, ganz drüber nachzudenken vergaß, ob es einen Stoff abwürfe oder nicht *)
*) Noch im Sommer desselben Jahres nahm Lepel seinen Abschied und bezog ein in der Nähe von Köpenick gelegenes Schlößchen. Wir korrespondierten. Als nun jene Novembertage heranrückten, wo die Garden – Lepel nicht mehr dabei – von Schleswig her wieder herangezogen wurden, um die konstituierende Versammlung aufzulösen oder ihr wenigstens einen Ortswechsel aufzuzwingen, schrieb ich in größter Aufregung an ihn und bat ihn – indem ich halbspöttisch einfügte, daß er in seinem „Schloß“ doch wohl eine Rüstkammer haben würde – „mir ein Muskedonner zu schicken.“ Nun würde mir, glaub’ ich, auf solch Ansinnen hin, jeder andere Königstreue die Freundschaft gekündigt haben, es entsprach aber ganz Lepels Wesen, daß ihm meine provozierende Tollheit nur spaßhaft vorkam, – und wenn er vielleicht doch noch geschwankt hätte, so würde mich das von mir gebrauchte Wort „Muskedonner“ unter allen Umständen gerettet haben. Solchem grotesken Ausdruck konnte er nicht widerstehen. Er antwortete mir also in vollkommen guter Laune und begnügte sich damit, mich zu ridikülisieren.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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