von ihm durchgekostet. Das Vertrauen der Seinigen, Frau und Schwägerin, war aber so groß, daß die Hoffnung auf bessere Zeiten nie hin starb. Und dies Vertrauen behielt schließlich Recht. Bald nach Gründung der "Kreuzzeitung" ward er bei eben dieser angestellt und redigierte von Herbst 1848 oder 1849 an bis zu seinem Tode den französischen Artikel. Ich glaube hinzusetzen zu dürfen, mit seltener Geschicklichkeit, was in Zweierlei seinen Grund hatte: zunächst in gründlicher Kenntnis französischer Zustände besonders des französischen Adels, und zum Zweiten in seiner hervorragenden novellistischen Begabung, die, so lange er seiner Redaktion vorstand, in einer wenigstens zeitweilig halb humoristisch gefärbten Lebendigkeit in den Dienst der Politik trat. Ich muß dies hier ein wenig motivieren. Die Zeitung hatte von Anfang an in Paris einen sehr guten drei Stern-Korrespondenten, einen feinen, vorzüglich gebildeten Herrn, den ich selber später kennen gelernt habe. Neben diesem drei Stern-Korrespondenten aber machte sich von einem bestimmten Zeitpunkte ab auch noch ein Lilien-Korrespondent geltend, der sehr bald durch seine pikantere Schreibweise den älteren Kollegen in den Schatten stellte. Was ihm aber mehr noch als seine glänzende Darstellung ein Uebergewicht verschaffte, war die sehr bald innerhalb
von ihm durchgekostet. Das Vertrauen der Seinigen, Frau und Schwägerin, war aber so groß, daß die Hoffnung auf bessere Zeiten nie hin starb. Und dies Vertrauen behielt schließlich Recht. Bald nach Gründung der „Kreuzzeitung“ ward er bei eben dieser angestellt und redigierte von Herbst 1848 oder 1849 an bis zu seinem Tode den französischen Artikel. Ich glaube hinzusetzen zu dürfen, mit seltener Geschicklichkeit, was in Zweierlei seinen Grund hatte: zunächst in gründlicher Kenntnis französischer Zustände besonders des französischen Adels, und zum Zweiten in seiner hervorragenden novellistischen Begabung, die, so lange er seiner Redaktion vorstand, in einer wenigstens zeitweilig halb humoristisch gefärbten Lebendigkeit in den Dienst der Politik trat. Ich muß dies hier ein wenig motivieren. Die Zeitung hatte von Anfang an in Paris einen sehr guten drei Stern-Korrespondenten, einen feinen, vorzüglich gebildeten Herrn, den ich selber später kennen gelernt habe. Neben diesem drei Stern-Korrespondenten aber machte sich von einem bestimmten Zeitpunkte ab auch noch ein Lilien-Korrespondent geltend, der sehr bald durch seine pikantere Schreibweise den älteren Kollegen in den Schatten stellte. Was ihm aber mehr noch als seine glänzende Darstellung ein Uebergewicht verschaffte, war die sehr bald innerhalb
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von ihm durchgekostet. Das Vertrauen der Seinigen, Frau und Schwägerin, war aber so groß, daß die Hoffnung auf bessere Zeiten nie hin starb. Und dies Vertrauen behielt schließlich Recht. Bald nach Gründung der „Kreuzzeitung“ ward er bei eben dieser angestellt und redigierte von Herbst 1848 oder 1849 an bis zu seinem Tode den französischen Artikel. Ich glaube hinzusetzen zu dürfen, mit seltener Geschicklichkeit, was in Zweierlei seinen Grund hatte: zunächst in gründlicher Kenntnis französischer Zustände besonders des französischen Adels, und zum Zweiten in seiner hervorragenden novellistischen Begabung, die, so lange er seiner Redaktion vorstand, in einer wenigstens zeitweilig halb humoristisch gefärbten Lebendigkeit in den Dienst der Politik trat. Ich muß dies hier ein wenig motivieren. Die Zeitung hatte von Anfang an in Paris einen sehr guten drei Stern-Korrespondenten, einen feinen, vorzüglich gebildeten Herrn, den ich selber später kennen gelernt habe. Neben diesem drei Stern-Korrespondenten aber machte sich von einem bestimmten Zeitpunkte ab auch noch ein Lilien-Korrespondent geltend, der sehr bald durch seine pikantere Schreibweise den älteren Kollegen in den Schatten stellte. Was ihm aber mehr noch als seine glänzende Darstellung ein Uebergewicht verschaffte, war die sehr bald innerhalb<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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von ihm durchgekostet. Das Vertrauen der Seinigen, Frau und Schwägerin, war aber so groß, daß die Hoffnung auf bessere Zeiten nie hin starb. Und dies Vertrauen behielt schließlich Recht. Bald nach Gründung der „Kreuzzeitung“ ward er bei eben dieser angestellt und redigierte von Herbst 1848 oder 1849 an bis zu seinem Tode den französischen Artikel. Ich glaube hinzusetzen zu dürfen, mit seltener Geschicklichkeit, was in Zweierlei seinen Grund hatte: zunächst in gründlicher Kenntnis französischer Zustände besonders des französischen Adels, und zum Zweiten in seiner hervorragenden novellistischen Begabung, die, so lange er seiner Redaktion vorstand, in einer wenigstens zeitweilig halb humoristisch gefärbten Lebendigkeit in den Dienst der Politik trat. Ich muß dies hier ein wenig motivieren. Die Zeitung hatte von Anfang an in Paris einen sehr guten drei Stern-Korrespondenten, einen feinen, vorzüglich gebildeten Herrn, den ich selber später kennen gelernt habe. Neben diesem drei Stern-Korrespondenten aber machte sich von einem bestimmten Zeitpunkte ab auch noch ein Lilien-Korrespondent geltend, der sehr bald durch seine pikantere Schreibweise den älteren Kollegen in den Schatten stellte. Was ihm aber mehr noch als seine glänzende Darstellung ein Uebergewicht verschaffte, war die sehr bald innerhalb
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/441>, abgerufen am 28.07.2024.
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