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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

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es nicht", - das passiert einem im Leben in einem fort, das muß sich der Beste gefallen lassen. Und nun gar in dienstlicher Stellung und bei Hofe! Sonderbar, die Menschen verlangen immer moralische Heldenthaten, so lange sie persönlich nicht "dran sind". Alle die, die verächtlich von ihm sprachen, hätten sich bei Hofe viel viel mehr gefallen lassen. Aber das wurde natürlich bestritten und so kam es denn, daß man ihm Servilismus vorwarf, während doch seine ganze Haltung lediglich darauf hinaus lief, daß er seinem König, und nächst diesem - oder vielleicht auch über diesen hinaus - dem russischen Kaiserpaare eine Sonderstellung einräumte. Sonst war ihm "devotestes Ersterben" vor Hoch- und Höchststehenden etwas ganz Fremdes, so fremd, daß er sich umgekehrt - zum Beispiel im Gespräch über Prinzen - zu wahren Ungeheuerlichkeiten hinreißen ließ. Er ging darin so weit, daß er dem Potsdamer "Casino", darin er eine hervorragende Rolle spielte, durch seine niemand schonenden Zynismen, gelegentlich recht unbequem wurde.

Sein hervorstechender Zug war, in vollstem Gegensatz zu Kriechen und Bücklingmachen, ein großer persönlicher und moralischer Mut. Als sich 48 alles verkroch, er war da, nicht um in Halbheiten sich durchzuwinden, sondern immer voran und immer

es nicht“, – das passiert einem im Leben in einem fort, das muß sich der Beste gefallen lassen. Und nun gar in dienstlicher Stellung und bei Hofe! Sonderbar, die Menschen verlangen immer moralische Heldenthaten, so lange sie persönlich nicht „dran sind“. Alle die, die verächtlich von ihm sprachen, hätten sich bei Hofe viel viel mehr gefallen lassen. Aber das wurde natürlich bestritten und so kam es denn, daß man ihm Servilismus vorwarf, während doch seine ganze Haltung lediglich darauf hinaus lief, daß er seinem König, und nächst diesem – oder vielleicht auch über diesen hinaus – dem russischen Kaiserpaare eine Sonderstellung einräumte. Sonst war ihm „devotestes Ersterben“ vor Hoch- und Höchststehenden etwas ganz Fremdes, so fremd, daß er sich umgekehrt – zum Beispiel im Gespräch über Prinzen – zu wahren Ungeheuerlichkeiten hinreißen ließ. Er ging darin so weit, daß er dem Potsdamer „Casino“, darin er eine hervorragende Rolle spielte, durch seine niemand schonenden Zynismen, gelegentlich recht unbequem wurde.

Sein hervorstechender Zug war, in vollstem Gegensatz zu Kriechen und Bücklingmachen, ein großer persönlicher und moralischer Mut. Als sich 48 alles verkroch, er war da, nicht um in Halbheiten sich durchzuwinden, sondern immer voran und immer

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[421/0430] es nicht“, – das passiert einem im Leben in einem fort, das muß sich der Beste gefallen lassen. Und nun gar in dienstlicher Stellung und bei Hofe! Sonderbar, die Menschen verlangen immer moralische Heldenthaten, so lange sie persönlich nicht „dran sind“. Alle die, die verächtlich von ihm sprachen, hätten sich bei Hofe viel viel mehr gefallen lassen. Aber das wurde natürlich bestritten und so kam es denn, daß man ihm Servilismus vorwarf, während doch seine ganze Haltung lediglich darauf hinaus lief, daß er seinem König, und nächst diesem – oder vielleicht auch über diesen hinaus – dem russischen Kaiserpaare eine Sonderstellung einräumte. Sonst war ihm „devotestes Ersterben“ vor Hoch- und Höchststehenden etwas ganz Fremdes, so fremd, daß er sich umgekehrt – zum Beispiel im Gespräch über Prinzen – zu wahren Ungeheuerlichkeiten hinreißen ließ. Er ging darin so weit, daß er dem Potsdamer „Casino“, darin er eine hervorragende Rolle spielte, durch seine niemand schonenden Zynismen, gelegentlich recht unbequem wurde. Sein hervorstechender Zug war, in vollstem Gegensatz zu Kriechen und Bücklingmachen, ein großer persönlicher und moralischer Mut. Als sich 48 alles verkroch, er war da, nicht um in Halbheiten sich durchzuwinden, sondern immer voran und immer

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/430>, abgerufen am 22.11.2024.