Louis Schneider. Hofschauspieler, Geh. Hofrat, Vorleser Friedrich Wilhelms IV.
Louis Schneider war der, den es sich wohl eigentlich geziemt hätte, diesen Porträtskizzen voran zu stellen, denn wenn er nicht wie Saphir und Lemm zu den unmittelbaren Tunnel-Gründern gehörte, so war er doch jedenfalls unter den ersten Mitgliedern des Vereins und hing an ihm, durch ein halbes Jahrhundert, in immer gleicher Treue. Bis zum achtzehnten März - von wo ab sich dann die Dinge freilich änderten - war es sein Verein, in dem seine Geschmacksrichtung und seine Gedankenwelt herrschte, trotzdem es nicht an Gegnern fehlte, die diese "Gedankenwelt" belächelten, ja, sie überhaupt nicht als eine Gedankenwelt gelten ließen. Im ganzen aber durfte bis zu genannter Zeit - achtzehnter März - gesagt werden: "Schneider ist der
Sechstes Kapitel.
Louis Schneider. Hofschauspieler, Geh. Hofrat, Vorleser Friedrich Wilhelms IV.
Louis Schneider war der, den es sich wohl eigentlich geziemt hätte, diesen Porträtskizzen voran zu stellen, denn wenn er nicht wie Saphir und Lemm zu den unmittelbaren Tunnel-Gründern gehörte, so war er doch jedenfalls unter den ersten Mitgliedern des Vereins und hing an ihm, durch ein halbes Jahrhundert, in immer gleicher Treue. Bis zum achtzehnten März – von wo ab sich dann die Dinge freilich änderten – war es sein Verein, in dem seine Geschmacksrichtung und seine Gedankenwelt herrschte, trotzdem es nicht an Gegnern fehlte, die diese „Gedankenwelt“ belächelten, ja, sie überhaupt nicht als eine Gedankenwelt gelten ließen. Im ganzen aber durfte bis zu genannter Zeit – achtzehnter März – gesagt werden: „Schneider ist der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0413"n="404"/><divn="2"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Sechstes Kapitel.</hi></hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c"><hirendition="#b">Louis Schneider.</hi><lb/><hirendition="#g">Hofschauspieler, Geh. Hofrat, Vorleser Friedrich<lb/>
Wilhelms <hirendition="#aq">IV.</hi></hi></hi></p></argument><lb/><p>Louis Schneider war der, den es sich wohl eigentlich geziemt hätte, diesen Porträtskizzen voran zu stellen, denn wenn er nicht wie Saphir und Lemm zu den unmittelbaren Tunnel-Gründern gehörte, so war er doch jedenfalls unter den ersten Mitgliedern des Vereins und hing an ihm, durch ein halbes Jahrhundert, in immer gleicher Treue. Bis zum achtzehnten März – von wo ab sich dann die Dinge freilich änderten – war es <hirendition="#g">sein</hi> Verein, in dem <hirendition="#g">seine</hi> Geschmacksrichtung und <hirendition="#g">seine</hi> Gedankenwelt herrschte, trotzdem es nicht an Gegnern fehlte, die diese „Gedankenwelt“ belächelten, ja, sie überhaupt nicht als eine Gedankenwelt gelten ließen. Im ganzen aber durfte bis zu genannter Zeit – achtzehnter März – gesagt werden: „Schneider ist der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[404/0413]
Sechstes Kapitel.
Louis Schneider.
Hofschauspieler, Geh. Hofrat, Vorleser Friedrich
Wilhelms IV.
Louis Schneider war der, den es sich wohl eigentlich geziemt hätte, diesen Porträtskizzen voran zu stellen, denn wenn er nicht wie Saphir und Lemm zu den unmittelbaren Tunnel-Gründern gehörte, so war er doch jedenfalls unter den ersten Mitgliedern des Vereins und hing an ihm, durch ein halbes Jahrhundert, in immer gleicher Treue. Bis zum achtzehnten März – von wo ab sich dann die Dinge freilich änderten – war es sein Verein, in dem seine Geschmacksrichtung und seine Gedankenwelt herrschte, trotzdem es nicht an Gegnern fehlte, die diese „Gedankenwelt“ belächelten, ja, sie überhaupt nicht als eine Gedankenwelt gelten ließen. Im ganzen aber durfte bis zu genannter Zeit – achtzehnter März – gesagt werden: „Schneider ist der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/413>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.