"welches Buch?" antwortete er beinah unwirsch: "Ach was; von Herrn Smidten ist alles schön."
Hugo von Blomberg.
Hugo von Blomberg, etwa ums Jahr 50 als "Maler Müller" in den Tunnel eingetreten, war nie sehr beliebt. Unter den Baronen Maler und Dichter, unter den Malern und Dichtern Baron. Man weiß, was dabei herauskommt. Also er war nicht sehr beliebt; aber er war außerordentlich geachtet, worauf er denn auch, wie selten Einer, Anspruch hatte. Das mit den "Edelsten der Nation" ist nur zu oft angethan, Widerspruch zu wecken; aber er - Blomberg - durfte wirklich als ein solcher "Edelster" gelten. Er war ganz Idealist, nicht in Redensarten, sondern in Wirklichkeit. Nebenher sei bemerkt, daß er ein Neffe oder Großneffe jenes Alexander von Blomberg war, der 1813, beim Erscheinen der russischen Vorhut, sich dieser als Führer anschloß und beim Eindringen in Berlin, in Nähe des Königsthors, durch eine französische Kugel seinen Tod fand. Ein Denkstein zeigt bis diesen Tag die Stelle, wo der erste Preuße der Befreiungskriege fiel.
Unser Blomberg war unbemittelt. Daß er es war, war, wenn ich recht berichtet bin, eine Folge seiner ihn auszeichnenden Großherzigkeit. Es existierte
„welches Buch?“ antwortete er beinah unwirsch: „Ach was; von Herrn Smidten ist alles schön.“
Hugo von Blomberg.
Hugo von Blomberg, etwa ums Jahr 50 als „Maler Müller“ in den Tunnel eingetreten, war nie sehr beliebt. Unter den Baronen Maler und Dichter, unter den Malern und Dichtern Baron. Man weiß, was dabei herauskommt. Also er war nicht sehr beliebt; aber er war außerordentlich geachtet, worauf er denn auch, wie selten Einer, Anspruch hatte. Das mit den „Edelsten der Nation“ ist nur zu oft angethan, Widerspruch zu wecken; aber er – Blomberg – durfte wirklich als ein solcher „Edelster“ gelten. Er war ganz Idealist, nicht in Redensarten, sondern in Wirklichkeit. Nebenher sei bemerkt, daß er ein Neffe oder Großneffe jenes Alexander von Blomberg war, der 1813, beim Erscheinen der russischen Vorhut, sich dieser als Führer anschloß und beim Eindringen in Berlin, in Nähe des Königsthors, durch eine französische Kugel seinen Tod fand. Ein Denkstein zeigt bis diesen Tag die Stelle, wo der erste Preuße der Befreiungskriege fiel.
Unser Blomberg war unbemittelt. Daß er es war, war, wenn ich recht berichtet bin, eine Folge seiner ihn auszeichnenden Großherzigkeit. Es existierte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0400"n="391"/>„welches Buch?“ antwortete er beinah unwirsch: „Ach was; von Herrn Smidten ist alles schön.“</p><lb/></div><divn="3"><head><hirendition="#b #c">Hugo von Blomberg.</hi></head><p><hirendition="#g">Hugo von Blomberg</hi>, etwa ums Jahr 50 als „Maler Müller“ in den Tunnel eingetreten, war nie sehr beliebt. Unter den Baronen Maler und Dichter, unter den Malern und Dichtern Baron. Man weiß, was dabei herauskommt. Also er war nicht sehr beliebt; aber er war außerordentlich geachtet, worauf er denn auch, wie selten Einer, Anspruch hatte. Das mit den „Edelsten der Nation“ ist nur zu oft angethan, Widerspruch zu wecken; aber er – Blomberg – durfte wirklich als ein solcher „Edelster“ gelten. Er war ganz Idealist, nicht in Redensarten, sondern in Wirklichkeit. Nebenher sei bemerkt, daß er ein Neffe oder Großneffe jenes Alexander von Blomberg war, der 1813, beim Erscheinen der russischen Vorhut, sich dieser als Führer anschloß und beim Eindringen in Berlin, in Nähe des Königsthors, durch eine französische Kugel seinen Tod fand. Ein Denkstein zeigt bis diesen Tag die Stelle, wo der erste Preuße der Befreiungskriege fiel.</p><lb/><p>Unser Blomberg war unbemittelt. Daß er es war, war, wenn ich recht berichtet bin, eine Folge seiner ihn auszeichnenden Großherzigkeit. Es existierte<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[391/0400]
„welches Buch?“ antwortete er beinah unwirsch: „Ach was; von Herrn Smidten ist alles schön.“
Hugo von Blomberg.Hugo von Blomberg, etwa ums Jahr 50 als „Maler Müller“ in den Tunnel eingetreten, war nie sehr beliebt. Unter den Baronen Maler und Dichter, unter den Malern und Dichtern Baron. Man weiß, was dabei herauskommt. Also er war nicht sehr beliebt; aber er war außerordentlich geachtet, worauf er denn auch, wie selten Einer, Anspruch hatte. Das mit den „Edelsten der Nation“ ist nur zu oft angethan, Widerspruch zu wecken; aber er – Blomberg – durfte wirklich als ein solcher „Edelster“ gelten. Er war ganz Idealist, nicht in Redensarten, sondern in Wirklichkeit. Nebenher sei bemerkt, daß er ein Neffe oder Großneffe jenes Alexander von Blomberg war, der 1813, beim Erscheinen der russischen Vorhut, sich dieser als Führer anschloß und beim Eindringen in Berlin, in Nähe des Königsthors, durch eine französische Kugel seinen Tod fand. Ein Denkstein zeigt bis diesen Tag die Stelle, wo der erste Preuße der Befreiungskriege fiel.
Unser Blomberg war unbemittelt. Daß er es war, war, wenn ich recht berichtet bin, eine Folge seiner ihn auszeichnenden Großherzigkeit. Es existierte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/400>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.