Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.haben Sie schon gefühlt, es sei nicht so ganz richtig damit - es liegt nämlich über dem Ganzen eine gar zu einförmige Stille, die einen beim Vorlesen fast ungeduldig machen kann; doch ich will Ihnen das Stück jetzt nicht durch meine eigenen Aussetzungen verleiden. Sie haben es auch, so wie es ist, für gut befunden, und so möge es denn auch so gedruckt werden ... Ihre Freunde haben recht, wenn sie davon ausgehen, daß die Verantwortlichkeit des Redakteurs nicht so weit reiche, daß er en detail korrigieren müßte; dafür ist der Dichter, unter dessen Namen es erscheint, verantwortlich. Augenblicklich bin ich bei Paul Heyses "Franzeska von Rimini", und zwar im dritten Akt. Ich glaube indes auch hier wie bei allen derartigen jetzigen Leistungen, trotz aller Feinheit des Geistes und aller Kraftanstrengung, einen Mangel an Frische, an notwendigem Zusammenhang des Dichters mit seinem Werke zu empfinden. Es scheint mir mehr ein Produkt der Bildung und der Wahl zu sein. Doch ich habe noch nicht ausgelesen. Viel Schönes, Poetisches, Interessantes ist darin. Auf Roquettes Lustspiel bin ich recht begierig und werde ja auch wohl, wenn ich im Sommer nach Berlin komme, Gelegenheit finden, es zu hören, oder noch lieber zu sehen. Ein so heiterer, jugend- haben Sie schon gefühlt, es sei nicht so ganz richtig damit – es liegt nämlich über dem Ganzen eine gar zu einförmige Stille, die einen beim Vorlesen fast ungeduldig machen kann; doch ich will Ihnen das Stück jetzt nicht durch meine eigenen Aussetzungen verleiden. Sie haben es auch, so wie es ist, für gut befunden, und so möge es denn auch so gedruckt werden … Ihre Freunde haben recht, wenn sie davon ausgehen, daß die Verantwortlichkeit des Redakteurs nicht so weit reiche, daß er en detail korrigieren müßte; dafür ist der Dichter, unter dessen Namen es erscheint, verantwortlich. Augenblicklich bin ich bei Paul Heyses „Franzeska von Rimini“, und zwar im dritten Akt. Ich glaube indes auch hier wie bei allen derartigen jetzigen Leistungen, trotz aller Feinheit des Geistes und aller Kraftanstrengung, einen Mangel an Frische, an notwendigem Zusammenhang des Dichters mit seinem Werke zu empfinden. Es scheint mir mehr ein Produkt der Bildung und der Wahl zu sein. Doch ich habe noch nicht ausgelesen. Viel Schönes, Poetisches, Interessantes ist darin. Auf Roquettes Lustspiel bin ich recht begierig und werde ja auch wohl, wenn ich im Sommer nach Berlin komme, Gelegenheit finden, es zu hören, oder noch lieber zu sehen. Ein so heiterer, jugend- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0346" n="337"/> haben Sie schon gefühlt, es sei nicht so ganz richtig damit – es liegt nämlich über dem Ganzen eine gar zu einförmige Stille, die einen beim Vorlesen fast ungeduldig machen kann; doch ich will Ihnen das Stück jetzt nicht durch meine eigenen Aussetzungen verleiden. Sie haben es auch, so wie es ist, für gut befunden, und so möge es denn auch so gedruckt werden … Ihre Freunde haben recht, wenn sie davon ausgehen, daß die Verantwortlichkeit des Redakteurs nicht so weit reiche, daß er <hi rendition="#aq">en detail</hi> korrigieren müßte; dafür ist der Dichter, unter dessen Namen es erscheint, verantwortlich.</p><lb/> <p>Augenblicklich bin ich bei Paul Heyses „<hi rendition="#g">Franzeska von Rimini</hi>“, und zwar im dritten Akt. Ich glaube indes auch hier wie bei allen derartigen jetzigen Leistungen, trotz aller Feinheit des Geistes und aller Kraftanstrengung, einen Mangel an Frische, an notwendigem Zusammenhang des Dichters mit seinem Werke zu empfinden. Es scheint mir mehr ein Produkt der Bildung und der Wahl zu sein. Doch ich habe noch nicht ausgelesen. Viel Schönes, Poetisches, Interessantes ist darin.</p><lb/> <p>Auf <hi rendition="#g">Roquettes</hi> Lustspiel bin ich recht begierig und werde ja auch wohl, wenn ich im Sommer nach Berlin komme, Gelegenheit finden, es zu hören, oder noch lieber zu sehen. Ein so heiterer, jugend-<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [337/0346]
haben Sie schon gefühlt, es sei nicht so ganz richtig damit – es liegt nämlich über dem Ganzen eine gar zu einförmige Stille, die einen beim Vorlesen fast ungeduldig machen kann; doch ich will Ihnen das Stück jetzt nicht durch meine eigenen Aussetzungen verleiden. Sie haben es auch, so wie es ist, für gut befunden, und so möge es denn auch so gedruckt werden … Ihre Freunde haben recht, wenn sie davon ausgehen, daß die Verantwortlichkeit des Redakteurs nicht so weit reiche, daß er en detail korrigieren müßte; dafür ist der Dichter, unter dessen Namen es erscheint, verantwortlich.
Augenblicklich bin ich bei Paul Heyses „Franzeska von Rimini“, und zwar im dritten Akt. Ich glaube indes auch hier wie bei allen derartigen jetzigen Leistungen, trotz aller Feinheit des Geistes und aller Kraftanstrengung, einen Mangel an Frische, an notwendigem Zusammenhang des Dichters mit seinem Werke zu empfinden. Es scheint mir mehr ein Produkt der Bildung und der Wahl zu sein. Doch ich habe noch nicht ausgelesen. Viel Schönes, Poetisches, Interessantes ist darin.
Auf Roquettes Lustspiel bin ich recht begierig und werde ja auch wohl, wenn ich im Sommer nach Berlin komme, Gelegenheit finden, es zu hören, oder noch lieber zu sehen. Ein so heiterer, jugend-
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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