musikalischen Aufführungen und Impromptus. Hierbei feierte vor Allem Kapellmeister Taubert - Dittersdorf - seine Triumphe. Heinrich Seidel in seinem reizenden Buche: "Von Perlin bis Berlin" hat über solche Klavierimprovisationen Emil Tauberts berichtet. Es heißt da: "Rothschild und Rossini waren beinahe gleichzeitig gestorben, und ein Tunnelmitglied hatte ihnen bei der Festtafel einen witzigen Nachruf gehalten, indem er allerlei Parallelen zwischen diesen beiden großen ,R's' zog. Kaum war er damit fertig, so eilte Taubert an das Klavier, präludierte und begann eine entzückende Improvisation über die beiden Themen: ,Gold, ach Gold ist nur Chimäre', von Meyerbeer, und Rossinis: ,Wünsche Ihnen wohl zu ruhen' aus dem Barbier von Sevilla. Es war entzückend, wie er die beiden Melodien durcheinander flocht."
Die Stiftungsfeste, wie gesagt, waren gut, aber unser Bestes waren doch die Preisausschreibungen, die Wartburg-Sängerfeste, trotzdem die Damen fehlten und die Kränze. Wir waren prosaischer und zahlten bar, nachdem eine kurze Zeit lang "Ehrenbecher" und dergleichen verliehen worden waren, was sich aber nicht als praktisch erwies. Ich meinerseits siegte mehrere Male, bin dieser Siege jedoch, so sehr mich die Wettbewerbe selbst
musikalischen Aufführungen und Impromptus. Hierbei feierte vor Allem Kapellmeister Taubert – Dittersdorf – seine Triumphe. Heinrich Seidel in seinem reizenden Buche: „Von Perlin bis Berlin“ hat über solche Klavierimprovisationen Emil Tauberts berichtet. Es heißt da: „Rothschild und Rossini waren beinahe gleichzeitig gestorben, und ein Tunnelmitglied hatte ihnen bei der Festtafel einen witzigen Nachruf gehalten, indem er allerlei Parallelen zwischen diesen beiden großen ‚R’s‘ zog. Kaum war er damit fertig, so eilte Taubert an das Klavier, präludierte und begann eine entzückende Improvisation über die beiden Themen: ‚Gold, ach Gold ist nur Chimäre‘, von Meyerbeer, und Rossinis: ‚Wünsche Ihnen wohl zu ruhen‘ aus dem Barbier von Sevilla. Es war entzückend, wie er die beiden Melodien durcheinander flocht.“
Die Stiftungsfeste, wie gesagt, waren gut, aber unser Bestes waren doch die Preisausschreibungen, die Wartburg-Sängerfeste, trotzdem die Damen fehlten und die Kränze. Wir waren prosaischer und zahlten bar, nachdem eine kurze Zeit lang „Ehrenbecher“ und dergleichen verliehen worden waren, was sich aber nicht als praktisch erwies. Ich meinerseits siegte mehrere Male, bin dieser Siege jedoch, so sehr mich die Wettbewerbe selbst
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musikalischen Aufführungen und Impromptus. Hierbei feierte vor Allem Kapellmeister Taubert – Dittersdorf – seine Triumphe. Heinrich Seidel in seinem reizenden Buche: „Von Perlin bis Berlin“ hat über solche Klavierimprovisationen Emil Tauberts berichtet. Es heißt da: „<hirendition="#g">Rothschild</hi> und <hirendition="#g">Rossini</hi> waren beinahe gleichzeitig gestorben, und ein Tunnelmitglied hatte ihnen bei der Festtafel einen witzigen Nachruf gehalten, indem er allerlei Parallelen zwischen diesen beiden großen ‚R’s‘ zog. Kaum war er damit fertig, so eilte Taubert an das Klavier, präludierte und begann eine entzückende Improvisation über die beiden Themen: ‚Gold, ach Gold ist nur Chimäre‘, von Meyerbeer, und Rossinis: ‚Wünsche <choice><sic>ihnen</sic><corr>Ihnen</corr></choice> wohl zu ruhen‘ aus dem Barbier von Sevilla. Es war entzückend, wie er die beiden Melodien durcheinander flocht.“</p><lb/><p>Die Stiftungsfeste, wie gesagt, waren gut, aber unser Bestes waren doch die Preisausschreibungen, die Wartburg-<hirendition="#g">Sängerfeste</hi>, trotzdem die Damen fehlten und die Kränze. Wir waren prosaischer und zahlten bar, nachdem eine kurze Zeit lang „Ehrenbecher“ und dergleichen verliehen worden waren, was sich aber nicht als praktisch erwies. Ich meinerseits siegte mehrere Male, bin dieser Siege jedoch, so sehr mich die Wettbewerbe selbst<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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musikalischen Aufführungen und Impromptus. Hierbei feierte vor Allem Kapellmeister Taubert – Dittersdorf – seine Triumphe. Heinrich Seidel in seinem reizenden Buche: „Von Perlin bis Berlin“ hat über solche Klavierimprovisationen Emil Tauberts berichtet. Es heißt da: „Rothschild und Rossini waren beinahe gleichzeitig gestorben, und ein Tunnelmitglied hatte ihnen bei der Festtafel einen witzigen Nachruf gehalten, indem er allerlei Parallelen zwischen diesen beiden großen ‚R’s‘ zog. Kaum war er damit fertig, so eilte Taubert an das Klavier, präludierte und begann eine entzückende Improvisation über die beiden Themen: ‚Gold, ach Gold ist nur Chimäre‘, von Meyerbeer, und Rossinis: ‚Wünsche Ihnen wohl zu ruhen‘ aus dem Barbier von Sevilla. Es war entzückend, wie er die beiden Melodien durcheinander flocht.“
Die Stiftungsfeste, wie gesagt, waren gut, aber unser Bestes waren doch die Preisausschreibungen, die Wartburg-Sängerfeste, trotzdem die Damen fehlten und die Kränze. Wir waren prosaischer und zahlten bar, nachdem eine kurze Zeit lang „Ehrenbecher“ und dergleichen verliehen worden waren, was sich aber nicht als praktisch erwies. Ich meinerseits siegte mehrere Male, bin dieser Siege jedoch, so sehr mich die Wettbewerbe selbst
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/284>, abgerufen am 23.07.2024.
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