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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

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sein mußte. Wurde die Anfrage: "Sind Späne da?" bejaht, so stellte das Haupt die Reihenfolge für deren Vorlesung fest, und der Verfasser placierte sich nun an ein mit zwei Lichtern besetztes Tischchen, von dem aus der Vortrag stattzufinden hatte. Selten wurde gleich Beifall oder überhaupt ein Urteil laut. Das Gewöhnliche war, daß man in Schweigen verharrte. "Da sich niemand zum Wort meldet, so bitte ich Platen, seine Meinung sagen zu wollen." Und nun sprach Platen (Hauptmann W. von Loos). Der auf diese Weise zur Meinungsäußerung Aufgeforderte war fast immer jemand, der als guter Kritiker galt, und nun folgte, wie dies überall der Fall, der bekannte Hammelsprung; alle sprangen nach, wenn nicht zufällig und meist sehr ausnahmsweise dieser oder jener den Mut hatte, der bestimmt abgegebenen Meinung ein bestimmtes anderes Urteil entgegenzusetzen. All' das fand aber nur statt, wenn es sich um etwas "Reelles", will also sagen um ein Gedicht von Scherenberg oder Lepel oder Eggers handelte; waren es "kleine Leute", so wurden nicht viel Umstände gemacht und gleich ohne jede Motivierung zur Abstimmung geschritten. Die Tunnelschablone kannte nur vier Urteile: sehr gut, gut, schlecht und "verfehlt". Letzteres war besonders beliebt. Von fünf Sachen waren immer vier verfehlt.

sein mußte. Wurde die Anfrage: „Sind Späne da?“ bejaht, so stellte das Haupt die Reihenfolge für deren Vorlesung fest, und der Verfasser placierte sich nun an ein mit zwei Lichtern besetztes Tischchen, von dem aus der Vortrag stattzufinden hatte. Selten wurde gleich Beifall oder überhaupt ein Urteil laut. Das Gewöhnliche war, daß man in Schweigen verharrte. „Da sich niemand zum Wort meldet, so bitte ich Platen, seine Meinung sagen zu wollen.“ Und nun sprach Platen (Hauptmann W. von Loos). Der auf diese Weise zur Meinungsäußerung Aufgeforderte war fast immer jemand, der als guter Kritiker galt, und nun folgte, wie dies überall der Fall, der bekannte Hammelsprung; alle sprangen nach, wenn nicht zufällig und meist sehr ausnahmsweise dieser oder jener den Mut hatte, der bestimmt abgegebenen Meinung ein bestimmtes anderes Urteil entgegenzusetzen. All’ das fand aber nur statt, wenn es sich um etwas „Reelles“, will also sagen um ein Gedicht von Scherenberg oder Lepel oder Eggers handelte; waren es „kleine Leute“, so wurden nicht viel Umstände gemacht und gleich ohne jede Motivierung zur Abstimmung geschritten. Die Tunnelschablone kannte nur vier Urteile: sehr gut, gut, schlecht und „verfehlt“. Letzteres war besonders beliebt. Von fünf Sachen waren immer vier verfehlt.

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[269/0278] sein mußte. Wurde die Anfrage: „Sind Späne da?“ bejaht, so stellte das Haupt die Reihenfolge für deren Vorlesung fest, und der Verfasser placierte sich nun an ein mit zwei Lichtern besetztes Tischchen, von dem aus der Vortrag stattzufinden hatte. Selten wurde gleich Beifall oder überhaupt ein Urteil laut. Das Gewöhnliche war, daß man in Schweigen verharrte. „Da sich niemand zum Wort meldet, so bitte ich Platen, seine Meinung sagen zu wollen.“ Und nun sprach Platen (Hauptmann W. von Loos). Der auf diese Weise zur Meinungsäußerung Aufgeforderte war fast immer jemand, der als guter Kritiker galt, und nun folgte, wie dies überall der Fall, der bekannte Hammelsprung; alle sprangen nach, wenn nicht zufällig und meist sehr ausnahmsweise dieser oder jener den Mut hatte, der bestimmt abgegebenen Meinung ein bestimmtes anderes Urteil entgegenzusetzen. All’ das fand aber nur statt, wenn es sich um etwas „Reelles“, will also sagen um ein Gedicht von Scherenberg oder Lepel oder Eggers handelte; waren es „kleine Leute“, so wurden nicht viel Umstände gemacht und gleich ohne jede Motivierung zur Abstimmung geschritten. Die Tunnelschablone kannte nur vier Urteile: sehr gut, gut, schlecht und „verfehlt“. Letzteres war besonders beliebt. Von fünf Sachen waren immer vier verfehlt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/278>, abgerufen am 25.11.2024.