Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.auf dem "Monarch" unseren Rückweg antraten. Und was das Allerschönste war, ich war, all die Zeit über, ohne jeden Anspruch an ihn ganz gut durchgekommen, ja, merkwürdig zu sagen, auch ohne meinen Doppellouisd'or als letztes Aufgebot in die Front zu ziehen. Alles machte sich wie von selbst; "sie säen nicht, sie ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernähret sie doch." So war es damals und so ist es mir noch öfters gegangen. Ich schloß mich, wie gleich am ersten Tage, der Gruppe meiner Reisegefährten an, die, gleich mir, das Adelaide-Hotel bewohnte. Vormittags suchten wir die Stadt ab, nachmittags machten wir Partien in die Londoner Umgegend. Es sei zunächst hier von unseren Nachmittagsausflügen erzählt. Einer dieser Ausflüge ging über Kew, Richmond, Eton - wo wir einen Einblick in die "Schule" nehmen durften - nach Windsor. Der Zauber dieses imponierenden Schlosses, mit seinem noch aus der Zeit Wilhelms des Eroberers herrührenden mächtigen Rundturm, verfehlte nicht eines großen Eindruckes auf mich. Ich kam aber nicht in die Lage, mich auf lange hin davon beherrschen zu lassen, weil ein zufälliges Ereignis, das der Tag gerade auf dem „Monarch“ unseren Rückweg antraten. Und was das Allerschönste war, ich war, all die Zeit über, ohne jeden Anspruch an ihn ganz gut durchgekommen, ja, merkwürdig zu sagen, auch ohne meinen Doppellouisd’or als letztes Aufgebot in die Front zu ziehen. Alles machte sich wie von selbst; „sie säen nicht, sie ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernähret sie doch.“ So war es damals und so ist es mir noch öfters gegangen. Ich schloß mich, wie gleich am ersten Tage, der Gruppe meiner Reisegefährten an, die, gleich mir, das Adelaïde-Hotel bewohnte. Vormittags suchten wir die Stadt ab, nachmittags machten wir Partien in die Londoner Umgegend. Es sei zunächst hier von unseren Nachmittagsausflügen erzählt. Einer dieser Ausflüge ging über Kew, Richmond, Eton – wo wir einen Einblick in die „Schule“ nehmen durften – nach Windsor. Der Zauber dieses imponierenden Schlosses, mit seinem noch aus der Zeit Wilhelms des Eroberers herrührenden mächtigen Rundturm, verfehlte nicht eines großen Eindruckes auf mich. Ich kam aber nicht in die Lage, mich auf lange hin davon beherrschen zu lassen, weil ein zufälliges Ereignis, das der Tag gerade <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0242" n="233"/> auf dem „Monarch“ unseren Rückweg antraten. Und was das Allerschönste war, ich war, all die Zeit über, ohne jeden Anspruch an ihn ganz gut durchgekommen, ja, merkwürdig zu sagen, auch ohne meinen Doppellouisd’or als letztes Aufgebot in die Front zu ziehen. Alles machte sich wie von selbst; „sie säen nicht<choice><sic>.</sic><corr>,</corr></choice> sie ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernähret sie doch.“</p><lb/> <p>So war es damals und so ist es mir noch öfters gegangen.</p><lb/> <p>Ich schloß mich, wie gleich am ersten Tage, <hi rendition="#g">der</hi> Gruppe meiner Reisegefährten an, die, gleich mir, das Adelaïde-Hotel bewohnte. Vormittags suchten wir die Stadt ab, nachmittags machten wir Partien in die Londoner Umgegend.</p><lb/> <p>Es sei zunächst hier von unseren Nachmittagsausflügen erzählt.</p><lb/> <p>Einer dieser Ausflüge ging über Kew, Richmond, Eton – wo wir einen Einblick in die „Schule“ nehmen durften – nach <hi rendition="#g">Windsor</hi>. Der Zauber dieses imponierenden Schlosses, mit seinem noch aus der Zeit Wilhelms des Eroberers herrührenden mächtigen Rundturm, verfehlte nicht eines großen Eindruckes auf mich. Ich kam aber nicht in die Lage, mich auf lange hin davon beherrschen zu lassen, weil ein zufälliges Ereignis, das der Tag gerade<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0242]
auf dem „Monarch“ unseren Rückweg antraten. Und was das Allerschönste war, ich war, all die Zeit über, ohne jeden Anspruch an ihn ganz gut durchgekommen, ja, merkwürdig zu sagen, auch ohne meinen Doppellouisd’or als letztes Aufgebot in die Front zu ziehen. Alles machte sich wie von selbst; „sie säen nicht, sie ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernähret sie doch.“
So war es damals und so ist es mir noch öfters gegangen.
Ich schloß mich, wie gleich am ersten Tage, der Gruppe meiner Reisegefährten an, die, gleich mir, das Adelaïde-Hotel bewohnte. Vormittags suchten wir die Stadt ab, nachmittags machten wir Partien in die Londoner Umgegend.
Es sei zunächst hier von unseren Nachmittagsausflügen erzählt.
Einer dieser Ausflüge ging über Kew, Richmond, Eton – wo wir einen Einblick in die „Schule“ nehmen durften – nach Windsor. Der Zauber dieses imponierenden Schlosses, mit seinem noch aus der Zeit Wilhelms des Eroberers herrührenden mächtigen Rundturm, verfehlte nicht eines großen Eindruckes auf mich. Ich kam aber nicht in die Lage, mich auf lange hin davon beherrschen zu lassen, weil ein zufälliges Ereignis, das der Tag gerade
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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