berechtigt, ja pflichtmäßig und jedenfalls im hohen Maße gesinnungstüchtig. Jetzt denk ich freilich anders darüber und bekenne mich mit Stolz und Freude zu einer beinah schwärmerischen Liebe zu diesem lange nicht genug gewürdigten und verehrten Könige. Während meiner märkischen Arbeiten, die mich später, durch viele Jahre hin, mit allen Volksschichten in Dorf und Stadt in Berührung brachten, bin ich der Eigenart dieses Königs in von Mund zu Mund gehenden Geschichten und Anekdoten viele hundert Male begegnet und in immer wachsendem Grade habe ich dabei den Eindruck gehabt: welch ein herrlicher Mann! wie mustergültig in seiner wundervollen Einfachheit und wie viel echte wirkliche Weisheit in jedem seiner, vom bloßen Espritstandpunkt aus angesehen, freilich oft prosaisch und nüchtern wirkenden Aussprüche. Wenn überhaupt noch absolut regiert werden soll, was ich freilich weder wünsche, noch für möglich halte, so muß es so sein. Ganz Patriarch. Man hat ihm den Beinamen des "Gerechten" gegeben und dann, nach berliner Art, darüber gewitzelt; aber dies Wort "der Gerechte" drückt es doch aus und weil es keine Phrase, sondern eine Wahrheit war, war es eine große Sache. Dazu kam noch eines: für mich hat das hohe Ansehen, das der so oft als unbedeutend
berechtigt, ja pflichtmäßig und jedenfalls im hohen Maße gesinnungstüchtig. Jetzt denk ich freilich anders darüber und bekenne mich mit Stolz und Freude zu einer beinah schwärmerischen Liebe zu diesem lange nicht genug gewürdigten und verehrten Könige. Während meiner märkischen Arbeiten, die mich später, durch viele Jahre hin, mit allen Volksschichten in Dorf und Stadt in Berührung brachten, bin ich der Eigenart dieses Königs in von Mund zu Mund gehenden Geschichten und Anekdoten viele hundert Male begegnet und in immer wachsendem Grade habe ich dabei den Eindruck gehabt: welch ein herrlicher Mann! wie mustergültig in seiner wundervollen Einfachheit und wie viel echte wirkliche Weisheit in jedem seiner, vom bloßen Espritstandpunkt aus angesehen, freilich oft prosaisch und nüchtern wirkenden Aussprüche. Wenn überhaupt noch absolut regiert werden soll, was ich freilich weder wünsche, noch für möglich halte, so muß es so sein. Ganz Patriarch. Man hat ihm den Beinamen des „Gerechten“ gegeben und dann, nach berliner Art, darüber gewitzelt; aber dies Wort „der Gerechte“ drückt es doch aus und weil es keine Phrase, sondern eine Wahrheit war, war es eine große Sache. Dazu kam noch eines: für mich hat das hohe Ansehen, das der so oft als unbedeutend
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berechtigt, ja pflichtmäßig und jedenfalls im hohen Maße gesinnungstüchtig. Jetzt denk ich freilich anders darüber und bekenne mich mit Stolz und Freude zu einer beinah schwärmerischen Liebe zu diesem lange nicht genug gewürdigten und verehrten Könige. Während meiner märkischen Arbeiten, die mich später, durch viele Jahre hin, mit allen Volksschichten in Dorf und Stadt in Berührung brachten, bin ich der Eigenart dieses Königs <choice><sic>iu</sic><corr>in</corr></choice> von Mund zu Mund gehenden Geschichten <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> Anekdoten viele hundert Male begegnet und in immer wachsendem Grade habe ich dabei den Eindruck gehabt: welch ein herrlicher Mann! wie mustergültig in seiner wundervollen Einfachheit und wie viel echte wirkliche Weisheit in jedem seiner, vom bloßen Espritstandpunkt aus angesehen, freilich oft prosaisch und nüchtern wirkenden Aussprüche. Wenn überhaupt noch absolut regiert werden soll, was ich freilich weder wünsche, noch für möglich halte, so muß es <hirendition="#g">so</hi> sein. Ganz Patriarch. Man hat ihm den Beinamen des „Gerechten“ gegeben und dann, nach berliner Art, darüber gewitzelt; aber dies Wort „der Gerechte“ drückt es doch aus und weil es keine Phrase, sondern eine Wahrheit war, war es eine große Sache. Dazu kam noch eines: für mich hat das hohe Ansehen, das der so oft als unbedeutend<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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berechtigt, ja pflichtmäßig und jedenfalls im hohen Maße gesinnungstüchtig. Jetzt denk ich freilich anders darüber und bekenne mich mit Stolz und Freude zu einer beinah schwärmerischen Liebe zu diesem lange nicht genug gewürdigten und verehrten Könige. Während meiner märkischen Arbeiten, die mich später, durch viele Jahre hin, mit allen Volksschichten in Dorf und Stadt in Berührung brachten, bin ich der Eigenart dieses Königs in von Mund zu Mund gehenden Geschichten und Anekdoten viele hundert Male begegnet und in immer wachsendem Grade habe ich dabei den Eindruck gehabt: welch ein herrlicher Mann! wie mustergültig in seiner wundervollen Einfachheit und wie viel echte wirkliche Weisheit in jedem seiner, vom bloßen Espritstandpunkt aus angesehen, freilich oft prosaisch und nüchtern wirkenden Aussprüche. Wenn überhaupt noch absolut regiert werden soll, was ich freilich weder wünsche, noch für möglich halte, so muß es so sein. Ganz Patriarch. Man hat ihm den Beinamen des „Gerechten“ gegeben und dann, nach berliner Art, darüber gewitzelt; aber dies Wort „der Gerechte“ drückt es doch aus und weil es keine Phrase, sondern eine Wahrheit war, war es eine große Sache. Dazu kam noch eines: für mich hat das hohe Ansehen, das der so oft als unbedeutend
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/17>, abgerufen am 16.02.2025.
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