in vielen Auflagen erschienene "Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen". Sein Bestes aber sind doch wohl seine volkstümlichen Darstellungen preußischer Geschichtsstoffe: Königin Luise, der alte Zieten, König Friedrich I., Kunersdorf etc. Er hatte, ganz wie Heinrich Beta, von dem ich im vorigen Kapitel gesprochen, ein bewährtes Rezept, nach dem er verfuhr. Uebersichtliche Stoffeinteilung war seine Spezialität und zugleich sein Hauptvorzug. Er vermied auch die Phrase, was bei patriotischen Stoffen immer schwer, aber deshalb auch wichtig ist.
Ich wurde seitens der Vereinsmitglieder sehr freundlich aufgenommen und behauptete mich ein gutes Vierteljahr lang unter ihnen, vielleicht weil ich wohlassortiert, will sagen mit einem Lager, dessen Bestände kein Ende nehmen wollten, in ihren Kreis eingetreten war. So kam es denn auch, daß ich eines Tages mit der Erklärung überrascht wurde: "jetzt sei die Zeit da, wo mir die höchsten Ehren, über die der Verein Verfügung habe, erwiesen werden müßten. Die nächste Sitzung sei zu diesem feierlichen Akte bestimmt." Ich erhielt denn auch wirklich die vorgeschriebenen Auszeichnungen: Diplom und Orden. Flans hatte sich mit Ruhm bedeckt und das mit Arabesken und Initialen reich ausgestattete Diplom auch noch selbst geschrieben. Eine Stelle daraus ist
in vielen Auflagen erschienene „Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen“. Sein Bestes aber sind doch wohl seine volkstümlichen Darstellungen preußischer Geschichtsstoffe: Königin Luise, der alte Zieten, König Friedrich I., Kunersdorf etc. Er hatte, ganz wie Heinrich Beta, von dem ich im vorigen Kapitel gesprochen, ein bewährtes Rezept, nach dem er verfuhr. Uebersichtliche Stoffeinteilung war seine Spezialität und zugleich sein Hauptvorzug. Er vermied auch die Phrase, was bei patriotischen Stoffen immer schwer, aber deshalb auch wichtig ist.
Ich wurde seitens der Vereinsmitglieder sehr freundlich aufgenommen und behauptete mich ein gutes Vierteljahr lang unter ihnen, vielleicht weil ich wohlassortiert, will sagen mit einem Lager, dessen Bestände kein Ende nehmen wollten, in ihren Kreis eingetreten war. So kam es denn auch, daß ich eines Tages mit der Erklärung überrascht wurde: „jetzt sei die Zeit da, wo mir die höchsten Ehren, über die der Verein Verfügung habe, erwiesen werden müßten. Die nächste Sitzung sei zu diesem feierlichen Akte bestimmt.“ Ich erhielt denn auch wirklich die vorgeschriebenen Auszeichnungen: Diplom und Orden. Flans hatte sich mit Ruhm bedeckt und das mit Arabesken und Initialen reich ausgestattete Diplom auch noch selbst geschrieben. Eine Stelle daraus ist
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in vielen Auflagen erschienene „Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen“. Sein Bestes aber sind doch wohl seine volkstümlichen Darstellungen preußischer Geschichtsstoffe: Königin Luise, der alte Zieten, König Friedrich I., Kunersdorf etc. Er hatte, ganz wie Heinrich Beta, von dem ich im vorigen Kapitel gesprochen, ein bewährtes Rezept, nach dem er verfuhr. Uebersichtliche Stoffeinteilung war seine Spezialität und zugleich sein Hauptvorzug. Er vermied auch die Phrase, was bei patriotischen Stoffen immer schwer, aber deshalb auch wichtig ist.</p><lb/><p>Ich wurde seitens der Vereinsmitglieder sehr freundlich aufgenommen und behauptete mich ein gutes Vierteljahr lang unter ihnen, vielleicht weil ich wohlassortiert, will sagen mit einem Lager, dessen Bestände kein Ende nehmen wollten, in ihren Kreis eingetreten war. So kam es denn auch, daß ich eines Tages mit der Erklärung überrascht wurde: „jetzt sei die Zeit da, wo mir die höchsten Ehren, über die der Verein Verfügung habe, erwiesen werden müßten. Die nächste Sitzung sei zu diesem feierlichen Akte bestimmt.“ Ich erhielt denn auch wirklich die vorgeschriebenen Auszeichnungen: Diplom und Orden. Flans hatte sich mit Ruhm bedeckt und das mit Arabesken und Initialen reich ausgestattete Diplom auch noch selbst geschrieben. Eine Stelle daraus ist<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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in vielen Auflagen erschienene „Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen“. Sein Bestes aber sind doch wohl seine volkstümlichen Darstellungen preußischer Geschichtsstoffe: Königin Luise, der alte Zieten, König Friedrich I., Kunersdorf etc. Er hatte, ganz wie Heinrich Beta, von dem ich im vorigen Kapitel gesprochen, ein bewährtes Rezept, nach dem er verfuhr. Uebersichtliche Stoffeinteilung war seine Spezialität und zugleich sein Hauptvorzug. Er vermied auch die Phrase, was bei patriotischen Stoffen immer schwer, aber deshalb auch wichtig ist.
Ich wurde seitens der Vereinsmitglieder sehr freundlich aufgenommen und behauptete mich ein gutes Vierteljahr lang unter ihnen, vielleicht weil ich wohlassortiert, will sagen mit einem Lager, dessen Bestände kein Ende nehmen wollten, in ihren Kreis eingetreten war. So kam es denn auch, daß ich eines Tages mit der Erklärung überrascht wurde: „jetzt sei die Zeit da, wo mir die höchsten Ehren, über die der Verein Verfügung habe, erwiesen werden müßten. Die nächste Sitzung sei zu diesem feierlichen Akte bestimmt.“ Ich erhielt denn auch wirklich die vorgeschriebenen Auszeichnungen: Diplom und Orden. Flans hatte sich mit Ruhm bedeckt und das mit Arabesken und Initialen reich ausgestattete Diplom auch noch selbst geschrieben. Eine Stelle daraus ist
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/102>, abgerufen am 23.07.2024.
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