Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.fritzige. Der Geist ist heraus, alles ist Dressur und "Und mit Gold" unterbrach hier der Prinz. Man schwieg. Da dies Schweigen aber dem fritzige. Der Geiſt iſt heraus, alles iſt Dreſſur und „Und mit Gold“ unterbrach hier der Prinz. Man ſchwieg. Da dies Schweigen aber dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0086" n="74"/> fritzige. Der Geiſt iſt heraus, alles iſt Dreſſur und<lb/> Spielerei geworden. Giebt es doch Offiziere, die, der<lb/> bloßen Prallheit und Drallheit halber, ihren Uniform¬<lb/> rock direkt auf dem Leibe tragen. Alles Unnatur.<lb/> Selbſt das Marſchieren-können, dieſe ganz gewöhnliche<lb/> Fähigkeit des Menſchen, die Beine zu ſetzen, iſt uns<lb/> in dem ewigen Paradeſchritt verloren gegangen. Und<lb/> Marſchieren-können iſt jetzt die erſte Bedingung des<lb/> Erfolges. Alle modernen Schlachten ſind mit den<lb/> Beinen gewonnen worden.“</p><lb/> <p>„Und mit <hi rendition="#g">Gold</hi>“ unterbrach hier der Prinz.<lb/> „Ihr großer Empereur, lieber Bülow, hat eine Vor¬<lb/> liebe für kleine Mittel. Ja, für allerkleinſte. Daß<lb/> er lügt, iſt ſicher. Aber er iſt auch ein Meiſter in<lb/> der Kunſt der Beſtechung. Und wer hat uns die<lb/> Augen darüber geöffnet? Er ſelber. Leſen Sie, was<lb/> er unmittelbar vor der Auſterlitzer Bataille ſagte.<lb/> ,Soldaten‘ hieß es, ‚der Feind wird marſchieren und<lb/> unſre Flanke zu gewinnen ſuchen; bei dieſer Marſch¬<lb/> bewegung aber wird er die ſeinige preisgeben. Wir<lb/> werden uns auf dieſe ſeine Flanke werfen, und ihn ſchla¬<lb/> gen und vernichten.‘ Und genau ſo verlief die Schlacht.<lb/> Es iſt unmöglich, daß er aus der bloßen Aufſtellung<lb/> der Öſterreicher auch ſchon ihren Schlachtplan erraten<lb/> haben könnte.“</p><lb/> <p>Man ſchwieg. Da dies Schweigen aber dem<lb/> lebhaften Prinzen um vieles peinlicher war als<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0086]
fritzige. Der Geiſt iſt heraus, alles iſt Dreſſur und
Spielerei geworden. Giebt es doch Offiziere, die, der
bloßen Prallheit und Drallheit halber, ihren Uniform¬
rock direkt auf dem Leibe tragen. Alles Unnatur.
Selbſt das Marſchieren-können, dieſe ganz gewöhnliche
Fähigkeit des Menſchen, die Beine zu ſetzen, iſt uns
in dem ewigen Paradeſchritt verloren gegangen. Und
Marſchieren-können iſt jetzt die erſte Bedingung des
Erfolges. Alle modernen Schlachten ſind mit den
Beinen gewonnen worden.“
„Und mit Gold“ unterbrach hier der Prinz.
„Ihr großer Empereur, lieber Bülow, hat eine Vor¬
liebe für kleine Mittel. Ja, für allerkleinſte. Daß
er lügt, iſt ſicher. Aber er iſt auch ein Meiſter in
der Kunſt der Beſtechung. Und wer hat uns die
Augen darüber geöffnet? Er ſelber. Leſen Sie, was
er unmittelbar vor der Auſterlitzer Bataille ſagte.
,Soldaten‘ hieß es, ‚der Feind wird marſchieren und
unſre Flanke zu gewinnen ſuchen; bei dieſer Marſch¬
bewegung aber wird er die ſeinige preisgeben. Wir
werden uns auf dieſe ſeine Flanke werfen, und ihn ſchla¬
gen und vernichten.‘ Und genau ſo verlief die Schlacht.
Es iſt unmöglich, daß er aus der bloßen Aufſtellung
der Öſterreicher auch ſchon ihren Schlachtplan erraten
haben könnte.“
Man ſchwieg. Da dies Schweigen aber dem
lebhaften Prinzen um vieles peinlicher war als
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