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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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Sein kleiner Groom wird immer kleiner. Was bei
den Chinesinnen die kleinen Füße sind, sind bei den
Grooms die kleinen Proportionen überhaupt. Ich
meinerseits verhalte mich ablehnend gegen beide, ganz
besonders aber gegen die chinesisch eingeschnürten Füßchen,
und bin umgekehrt froh, in einem bequemen Pantoffel
zu stecken. Führen, schwingen werd ich ihn nie; das
überlass ich meiner teuren Lisette. Thu es mit der
Milde, die Dir eigen ist. Empfiehl mich Deinem
teuren Manne, der nur den einen Fehler hat, Dich mir
entführt zu haben. Mama grüßt und küßt ihren
Liebling, ich aber lege Dir den Wunsch ans Herz,
vergiß in der Fülle des Glücks, die Dir zu Teil
wurde, nicht ganz Deine, wie Du weißt auf ein
bloßes Pflichtteil des Glückes gesetzte Victoire.


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Sein kleiner Groom wird immer kleiner. Was bei
den Chineſinnen die kleinen Füße ſind, ſind bei den
Grooms die kleinen Proportionen überhaupt. Ich
meinerſeits verhalte mich ablehnend gegen beide, ganz
beſonders aber gegen die chineſiſch eingeſchnürten Füßchen,
und bin umgekehrt froh, in einem bequemen Pantoffel
zu ſtecken. Führen, ſchwingen werd ich ihn nie; das
überlaſſ ich meiner teuren Liſette. Thu es mit der
Milde, die Dir eigen iſt. Empfiehl mich Deinem
teuren Manne, der nur den einen Fehler hat, Dich mir
entführt zu haben. Mama grüßt und küßt ihren
Liebling, ich aber lege Dir den Wunſch ans Herz,
vergiß in der Fülle des Glücks, die Dir zu Teil
wurde, nicht ganz Deine, wie Du weißt auf ein
bloßes Pflichtteil des Glückes geſetzte Victoire.


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[67/0079] Sein kleiner Groom wird immer kleiner. Was bei den Chineſinnen die kleinen Füße ſind, ſind bei den Grooms die kleinen Proportionen überhaupt. Ich meinerſeits verhalte mich ablehnend gegen beide, ganz beſonders aber gegen die chineſiſch eingeſchnürten Füßchen, und bin umgekehrt froh, in einem bequemen Pantoffel zu ſtecken. Führen, ſchwingen werd ich ihn nie; das überlaſſ ich meiner teuren Liſette. Thu es mit der Milde, die Dir eigen iſt. Empfiehl mich Deinem teuren Manne, der nur den einen Fehler hat, Dich mir entführt zu haben. Mama grüßt und küßt ihren Liebling, ich aber lege Dir den Wunſch ans Herz, vergiß in der Fülle des Glücks, die Dir zu Teil wurde, nicht ganz Deine, wie Du weißt auf ein bloßes Pflichtteil des Glückes geſetzte Victoire. 5*

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/79>, abgerufen am 25.11.2024.