Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.von Nebenumständen ab, die hier freilich ebenfalls zu "Wie das?" fragte Bülow. "Wie das?" wiederholte Nostitz. "Was doch die "Sie drücken sich etwas dunkel aus, Nostitz." "Sonst nicht gerade mein Fehler." "Ich meinerseits glaube Sie zu verstehn," unter¬ von Nebenumſtänden ab, die hier freilich ebenfalls zu „Wie das?“ fragte Bülow. „Wie das?“ wiederholte Noſtitz. „Was doch die „Sie drücken ſich etwas dunkel aus, Noſtitz.“ „Sonſt nicht gerade mein Fehler.“ „Ich meinerſeits glaube Sie zu verſtehn,“ unter¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="29"/> von Nebenumſtänden ab, die hier freilich ebenfalls zu<lb/> Gunſten meiner Freundin ſprechen. Die ſchöne Mama,<lb/> wie Sie ſie nennen, wird 37, bei welcher Addition<lb/> ich wahrſcheinlich galant genug bin, ihr ihre vier<lb/> Ehejahre <hi rendition="#g">halb</hi> ſtatt doppelt zu rechnen. Aber das iſt<lb/> Schachs Sache, der über kurz oder lang in der Lage<lb/> ſein wird, ihren Taufſchein um ſeine Geheimniſſe zu<lb/> befragen.“</p><lb/> <p>„Wie das?“ fragte Bülow.</p><lb/> <p>„Wie das?“ wiederholte Noſtitz. „Was doch die<lb/> Gelehrten, und wenn es gelehrte Militärs wären, für<lb/> ſchlechte Beobachter ſind. Iſt Ihnen denn das Ver¬<lb/> hältnis zwiſchen Beiden entgangen? Ein ziemlich vor¬<lb/> geſchrittenes, glaub' ich. <hi rendition="#aq">C'est le premier pas, qui<lb/> coûte</hi> . . .“</p><lb/> <p>„Sie drücken ſich etwas dunkel aus, Noſtitz.“</p><lb/> <p>„Sonſt nicht gerade mein Fehler.“</p><lb/> <p>„Ich meinerſeits glaube Sie zu verſtehn,“ unter¬<lb/> brach Alvensleben. „Aber Sie täuſchen ſich, Noſtitz,<lb/> wenn Sie daraus auf eine Partie ſchließen. Schach<lb/> iſt eine ſehr eigenartige Natur, die, was man auch an<lb/> ihr ausſetzen mag, wenigſtens manche pſychologiſche<lb/> Probleme ſtellt. Ich habe beiſpielsweiſe keinen Menſchen<lb/> kennen gelernt, bei dem alles ſo ganz und gar auf<lb/> das Äſthetiſche zurückzuführen wäre, womit es vielleicht<lb/> in einem gewiſſen Zuſammenhange ſteht, daß er über¬<lb/> ſpannte Vorſtellungen von Intaktheit und Ehe hat.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0041]
von Nebenumſtänden ab, die hier freilich ebenfalls zu
Gunſten meiner Freundin ſprechen. Die ſchöne Mama,
wie Sie ſie nennen, wird 37, bei welcher Addition
ich wahrſcheinlich galant genug bin, ihr ihre vier
Ehejahre halb ſtatt doppelt zu rechnen. Aber das iſt
Schachs Sache, der über kurz oder lang in der Lage
ſein wird, ihren Taufſchein um ſeine Geheimniſſe zu
befragen.“
„Wie das?“ fragte Bülow.
„Wie das?“ wiederholte Noſtitz. „Was doch die
Gelehrten, und wenn es gelehrte Militärs wären, für
ſchlechte Beobachter ſind. Iſt Ihnen denn das Ver¬
hältnis zwiſchen Beiden entgangen? Ein ziemlich vor¬
geſchrittenes, glaub' ich. C'est le premier pas, qui
coûte . . .“
„Sie drücken ſich etwas dunkel aus, Noſtitz.“
„Sonſt nicht gerade mein Fehler.“
„Ich meinerſeits glaube Sie zu verſtehn,“ unter¬
brach Alvensleben. „Aber Sie täuſchen ſich, Noſtitz,
wenn Sie daraus auf eine Partie ſchließen. Schach
iſt eine ſehr eigenartige Natur, die, was man auch an
ihr ausſetzen mag, wenigſtens manche pſychologiſche
Probleme ſtellt. Ich habe beiſpielsweiſe keinen Menſchen
kennen gelernt, bei dem alles ſo ganz und gar auf
das Äſthetiſche zurückzuführen wäre, womit es vielleicht
in einem gewiſſen Zuſammenhange ſteht, daß er über¬
ſpannte Vorſtellungen von Intaktheit und Ehe hat.
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