Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.gegen sich selber sein würde. Das war es. Er ge¬ Da hast Du mein Bekenntnis, und ähnliches gegen ſich ſelber ſein würde. Das war es. Er ge¬ Da haſt Du mein Bekenntnis, und ähnliches <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="226"/> gegen ſich ſelber ſein würde. <hi rendition="#g">Das</hi> war es. Er ge¬<lb/> hörte durchaus, und mehr als irgendwer, den ich<lb/> kennen gelernt habe, zu den Männern, die <hi rendition="#g">nicht</hi> für<lb/> die Ehe geſchaffen ſind. Ich erzählte Dir ſchon, bei<lb/> früherer Gelegenheit, von einem Ausfluge nach Tem¬<lb/> pelhof, der überhaupt in mehr als einer Beziehung<lb/> einen Wendepunkt für uns bedeutete. Heimkehrend<lb/> aus der Kirche, ſprachen wir über Ordensritter und<lb/> Ordensregeln, und der ungeſucht ernſte Ton, mit dem<lb/> er, trotz meiner Neckereien, den Gegenſtand be¬<lb/> handelte, zeigte mir deutlich, welchen Idealen er nach¬<lb/> hing. Und unter dieſen Idealen — all ſeiner Liaiſons<lb/> unerachtet, oder vielleicht auch um dieſer Liaiſons<lb/> willen — war ſicherlich <hi rendition="#g">nicht</hi> die Ehe. Noch jetzt<lb/> darf ich Dir verſichern, und die Sehnſucht meines<lb/> Herzens ändert nichts an dieſer Erkenntnis, daß es<lb/> mir ſchwer, ja faſt unmöglich iſt, ihn mir <hi rendition="#aq">au sein<lb/> de sa famille</hi> vorzuſtellen. Ein Kardinal (ich ſeh<lb/> ihrer hier täglich) läßt ſich eben nicht als Ehemann<lb/> denken. Und Schach auch nicht.</p><lb/> <p>Da haſt Du mein Bekenntnis, und ähnliches<lb/> muß er ſelber gedacht und empfunden haben, wenn<lb/> er auch freilich in ſeinem Abſchiedsbriefe darüber ſchwieg.<lb/> Er war ſeiner ganzen Natur nach auf Repräſentation<lb/> und Geltendmachung einer gewiſſen Grandezza geſtellt,<lb/> auf mehr <hi rendition="#g">äußerliche</hi> Dinge, woraus Du ſehen magſt,<lb/> daß ich ihn nicht überſchätze. Wirklich, wenn ich ihn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0238]
gegen ſich ſelber ſein würde. Das war es. Er ge¬
hörte durchaus, und mehr als irgendwer, den ich
kennen gelernt habe, zu den Männern, die nicht für
die Ehe geſchaffen ſind. Ich erzählte Dir ſchon, bei
früherer Gelegenheit, von einem Ausfluge nach Tem¬
pelhof, der überhaupt in mehr als einer Beziehung
einen Wendepunkt für uns bedeutete. Heimkehrend
aus der Kirche, ſprachen wir über Ordensritter und
Ordensregeln, und der ungeſucht ernſte Ton, mit dem
er, trotz meiner Neckereien, den Gegenſtand be¬
handelte, zeigte mir deutlich, welchen Idealen er nach¬
hing. Und unter dieſen Idealen — all ſeiner Liaiſons
unerachtet, oder vielleicht auch um dieſer Liaiſons
willen — war ſicherlich nicht die Ehe. Noch jetzt
darf ich Dir verſichern, und die Sehnſucht meines
Herzens ändert nichts an dieſer Erkenntnis, daß es
mir ſchwer, ja faſt unmöglich iſt, ihn mir au sein
de sa famille vorzuſtellen. Ein Kardinal (ich ſeh
ihrer hier täglich) läßt ſich eben nicht als Ehemann
denken. Und Schach auch nicht.
Da haſt Du mein Bekenntnis, und ähnliches
muß er ſelber gedacht und empfunden haben, wenn
er auch freilich in ſeinem Abſchiedsbriefe darüber ſchwieg.
Er war ſeiner ganzen Natur nach auf Repräſentation
und Geltendmachung einer gewiſſen Grandezza geſtellt,
auf mehr äußerliche Dinge, woraus Du ſehen magſt,
daß ich ihn nicht überſchätze. Wirklich, wenn ich ihn
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