Königsberg, 14. Sept. 1806. ". . Sie schreiben mir, lieber Sander, auch von Schach. Das rein Thatsächliche wußt ich schon, die Königsberger Zeitung hatte der Sache kurz erwähnt, aber erst Ihrem Briefe verdank ich die Aufklärung, so weit sie gegeben werden kann. Sie kennen meine Neigung (und dieser folg ich auch heut), aus dem Einzelnen aufs Ganze zu schließen, aber freilich auch umgekehrt aus dem Ganzen aufs Einzelne, was mit dem Generalisieren zusammenhängt. Es mag das sein Mißliches haben und mich oft zu weit führen. Indessen wenn jemals eine Berechtigung dazu vorlag, so hier, und speziell Sie werden es begreiflich finden, daß mich dieser Schach-Fall, der nur ein Symptom
20. Kapitel. Bülow an Sander.
Königsberg, 14. Sept. 1806. „. . Sie ſchreiben mir, lieber Sander, auch von Schach. Das rein Thatſächliche wußt ich ſchon, die Königsberger Zeitung hatte der Sache kurz erwähnt, aber erſt Ihrem Briefe verdank ich die Aufklärung, ſo weit ſie gegeben werden kann. Sie kennen meine Neigung (und dieſer folg ich auch heut), aus dem Einzelnen aufs Ganze zu ſchließen, aber freilich auch umgekehrt aus dem Ganzen aufs Einzelne, was mit dem Generaliſieren zuſammenhängt. Es mag das ſein Mißliches haben und mich oft zu weit führen. Indeſſen wenn jemals eine Berechtigung dazu vorlag, ſo hier, und ſpeziell Sie werden es begreiflich finden, daß mich dieſer Schach-Fall, der nur ein Symptom
<TEI><text><body><pbn="[219]"facs="#f0231"/><divn="1"><head>20. <hirendition="#g">Kapitel</hi>.<lb/><hirendition="#b">Bülow an Sander.</hi><lb/></head><milestoneunit="section"rendition="#hr"/><p><hirendition="#g #in">K</hi><hirendition="#g">önigsberg</hi>, 14. Sept. 1806. „. . Sie<lb/>ſchreiben mir, lieber Sander, auch von<lb/>
Schach. Das rein Thatſächliche wußt ich<lb/>ſchon, die Königsberger Zeitung hatte der Sache<lb/>
kurz erwähnt, aber erſt Ihrem Briefe verdank ich die<lb/>
Aufklärung, ſo weit ſie gegeben werden kann. Sie<lb/>
kennen meine Neigung (und dieſer folg ich auch heut),<lb/>
aus dem Einzelnen aufs Ganze zu ſchließen, aber<lb/>
freilich auch umgekehrt aus dem Ganzen aufs Einzelne,<lb/>
was mit dem Generaliſieren zuſammenhängt. Es mag<lb/>
das ſein Mißliches haben und mich oft zu weit führen.<lb/>
Indeſſen wenn jemals eine Berechtigung dazu vorlag,<lb/>ſo hier, und ſpeziell <hirendition="#g">Sie</hi> werden es begreiflich finden,<lb/>
daß mich dieſer Schach-Fall, der nur ein Symptom<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[219]/0231]
20. Kapitel.
Bülow an Sander.
K önigsberg, 14. Sept. 1806. „. . Sie
ſchreiben mir, lieber Sander, auch von
Schach. Das rein Thatſächliche wußt ich
ſchon, die Königsberger Zeitung hatte der Sache
kurz erwähnt, aber erſt Ihrem Briefe verdank ich die
Aufklärung, ſo weit ſie gegeben werden kann. Sie
kennen meine Neigung (und dieſer folg ich auch heut),
aus dem Einzelnen aufs Ganze zu ſchließen, aber
freilich auch umgekehrt aus dem Ganzen aufs Einzelne,
was mit dem Generaliſieren zuſammenhängt. Es mag
das ſein Mißliches haben und mich oft zu weit führen.
Indeſſen wenn jemals eine Berechtigung dazu vorlag,
ſo hier, und ſpeziell Sie werden es begreiflich finden,
daß mich dieſer Schach-Fall, der nur ein Symptom
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. [219]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/231>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.