gleichen thut und wie der giftige Pfeil uns nicht bloß in unserem Gemüte verwundet, sondern auch ver¬ wandelt und nicht verwandelt zum Besseren. Aber wie dem auch sei, Sie mußten sich auf sich selbst besinnen, und damit zugleich auch auf das, was Pflicht und Ehre von Ihnen fordern."
Schach schwieg.
"Und Sie werden es," fuhr die Königin immer lebhafter werdend fort, "und werden sich als einen Reuigen und Bußfertigen zeigen. Es kann Ihnen nicht schwer werden, denn selbst aus der Anklage gegen Sie, so versicherte mir der König, habe noch immer ein Ton der Zuneigung gesprochen. Seien Sie dessen gedenk, wenn Ihr Entschluß je wieder ins Schwanken kommen sollte, was ich nicht fürchte. Wüßt ich doch kaum etwas, was mir in diesem Augenblicke so lieb wäre, wie die Schlichtung dieses Streits und der Bund zweier Herzen, die mir für einander bestimmt erscheinen. Auch durch eine recht eigentliche Liebe. Denn Sie werden doch, hoff ich, nicht in Abrede stellen wollen, daß es ein geheimnisvoller Zug war, was Sie zu diesem lieben und einst so schönen Kinde hinführte. Das Gegenteil anzunehmen, widerstreitet mir. Und nun eilen Sie heim, und machen Sie glücklich und werden Sie glücklich. Meine Wünsche begleiten Sie, Sie Beide. Sie werden sich zurückziehen, so lang es die Verhältnisse gebieten; unter allen Umständen
gleichen thut und wie der giftige Pfeil uns nicht bloß in unſerem Gemüte verwundet, ſondern auch ver¬ wandelt und nicht verwandelt zum Beſſeren. Aber wie dem auch ſei, Sie mußten ſich auf ſich ſelbſt beſinnen, und damit zugleich auch auf das, was Pflicht und Ehre von Ihnen fordern.“
Schach ſchwieg.
„Und Sie werden es,“ fuhr die Königin immer lebhafter werdend fort, „und werden ſich als einen Reuigen und Bußfertigen zeigen. Es kann Ihnen nicht ſchwer werden, denn ſelbſt aus der Anklage gegen Sie, ſo verſicherte mir der König, habe noch immer ein Ton der Zuneigung geſprochen. Seien Sie deſſen gedenk, wenn Ihr Entſchluß je wieder ins Schwanken kommen ſollte, was ich nicht fürchte. Wüßt ich doch kaum etwas, was mir in dieſem Augenblicke ſo lieb wäre, wie die Schlichtung dieſes Streits und der Bund zweier Herzen, die mir für einander beſtimmt erſcheinen. Auch durch eine recht eigentliche Liebe. Denn Sie werden doch, hoff ich, nicht in Abrede ſtellen wollen, daß es ein geheimnisvoller Zug war, was Sie zu dieſem lieben und einſt ſo ſchönen Kinde hinführte. Das Gegenteil anzunehmen, widerſtreitet mir. Und nun eilen Sie heim, und machen Sie glücklich und werden Sie glücklich. Meine Wünſche begleiten Sie, Sie Beide. Sie werden ſich zurückziehen, ſo lang es die Verhältniſſe gebieten; unter allen Umſtänden
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[199/0211]
gleichen thut und wie der giftige Pfeil uns nicht bloß
in unſerem Gemüte verwundet, ſondern auch ver¬
wandelt und nicht verwandelt zum Beſſeren. Aber
wie dem auch ſei, Sie mußten ſich auf ſich ſelbſt
beſinnen, und damit zugleich auch auf das, was Pflicht
und Ehre von Ihnen fordern.“
Schach ſchwieg.
„Und Sie werden es,“ fuhr die Königin immer
lebhafter werdend fort, „und werden ſich als einen
Reuigen und Bußfertigen zeigen. Es kann Ihnen
nicht ſchwer werden, denn ſelbſt aus der Anklage gegen
Sie, ſo verſicherte mir der König, habe noch immer
ein Ton der Zuneigung geſprochen. Seien Sie deſſen
gedenk, wenn Ihr Entſchluß je wieder ins Schwanken
kommen ſollte, was ich nicht fürchte. Wüßt ich doch
kaum etwas, was mir in dieſem Augenblicke ſo lieb
wäre, wie die Schlichtung dieſes Streits und der Bund
zweier Herzen, die mir für einander beſtimmt erſcheinen.
Auch durch eine recht eigentliche Liebe. Denn Sie
werden doch, hoff ich, nicht in Abrede ſtellen wollen,
daß es ein geheimnisvoller Zug war, was Sie zu
dieſem lieben und einſt ſo ſchönen Kinde hinführte.
Das Gegenteil anzunehmen, widerſtreitet mir. Und
nun eilen Sie heim, und machen Sie glücklich und
werden Sie glücklich. Meine Wünſche begleiten Sie,
Sie Beide. Sie werden ſich zurückziehen, ſo lang
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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/211>, abgerufen am 22.07.2024.
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